Spontan hätte ich gesagt, mein letzter Start beim Crosslauf des TV Waldstraße Wiesbaden sei schon so lange her, dass es darüber noch gar keinen Blogpost gebe. Doch siehe da: für eine kurze Meldung hatte es 2012 gereicht. Dennoch ist dieser Start natürlich schon viel zu lange her, ist die Strecke doch ganz besonders schön. Doch der Termin lag für meine Saisonplanung meist unpassend. Nach dem Frankfurt Marathon Ende Oktober folgte stets die Saisonpause mit drei lauffreien Wochen. In genau diese Zeit fällt immer der Crosslauf im schönen Schloßpark Biebrich, der in Wiesbaden bis hinunter zum Rhein reicht. Auf der gegenüberliegenden Seite, um die Mosburg und den anliegenden Teich, verläuft die abwechslungsreiche Strecke des Waldstraßen-Cross.
Auf in die neue Saison!
Schon im letzten Jahr wäre ich gerne gelaufen, als der Lauf leider ausfallen musste. Weil die Saisonpause in diesem Jahr nun auch früher als geplant anfiel, konnte die Vorbereitung für den Hannover Marathon schon vor zwei Wochen starten. Entsprechend war der Crosslauf in Wiesbaden zumindest denkbar. Weil die ersten Einheiten – nach dem initialen Muskelkater – besser gingen, als gedacht, wollte ich es gerne versuchen. Denn meist brauche ich doch recht lange, um wieder gut in Form zu kommen, weshalb ich möglichst früh wieder raus aus der Komfortzone wollte.
Also machten wir uns auf nach Wiesbaden. Das war wie immer ein Abenteuer. Für die Gründe verweise ich gerne auf Graslutscher Jan. Auch fragten wir uns, ob wir nicht lieber umdrehen sollten, regnete es phasenweise doch sehr heftig. Doch wir hatten Glück: je näher wir Wiesbaden kamen, desto weniger regnete es. Im Schlosspark angekommen war nur die Luftfeuchtigkeit hoch, Niederschlag gab es keinen mehr. Durch die ganze Nässe in Kombination mit den vielen unterschiedlichen Rennen, die bereits stattgefunden hatten, war auch die Strecke bestens präpariert für einen richtigen Crosslauf: teils tiefes Geläuf, schlammige Kurven und ein paar kurze, knackige Anstiege. Auf der Langstrecke mit ca. 6000 m durften wir weitere sechs Mal umpflügen.
Von Schlössern und Papageien
Endlich – beim Rodenbacher Lauftag war ja leider die Zeit etwas knapp – konnte ich mal wieder in aller Ruhe meine Startnummer abholen und ein paar altbekannte Gesichter begrüßen, die ich pandemiebedingt schon viel zu lange nicht mehr gesehen hatte. Dann ging es zum Einlaufen einmal über die Strecke und dann quer durch den Schlosspark, wo es ja allerlei zu sehen gibt. Zum einen die lautstarken Papageien, für die man an diesem trüben Novembertag aber sehr aufmerksam Ausschau halten musste, zum anderen natürlich das Schloss sowie aber beispielsweise auch die Libanonzeder, die gar nicht weit vom Start entfernt steht.
Beim anschließenden Lauf-ABC und den obligatorischen Steigerungen, während wir gleichzeitig die Cross-Sprints bewunderten, stellte ich zusammen mit Björn (Kuttich, ein immer wieder gern gesehener Konkurrent bei vielen Crossläufen wie bspw. in Altenstadt oder vielen Suppenschüsseln) fest, dass bei unserem Langstreckenrennen wohl nicht allzu viel los sein würde. Grund war zum einen, dass am morgigen Sonntag die hessischen 10-km-Meisterschaften in Darmstadt stattfinden würden, zum anderen, dass genau am gleichen Tag auf die Platte gelaufen wurde. Sehr ungünstig! Dennoch war erfreulicherweise bei den Schüler*innen am Vormittag wohl sehr viel los. 19 Starter waren für unsere Strecke gemeldet, am Ende waren es wohl noch ein paar weniger. Die Ergebnisliste ist noch nicht online.
Sechs crossige Runden
Der Vorteil daran war natürlich, auch in Anbetracht der aktuell wieder stark steigenden Inzidenzen, dass wir am Start und auf der Strecke genug Abstand halten konnten. Hatte ich mir zu Beginn allerdings noch vorgenommen, möglichst lange an Björn dranzubleiben, war dieses Vorhaben schnell Geschichte. Nach einer sehr kurzen Sortierungsphase nach dem Start kam ich zwar noch mehr oder weniger elegant durch den Schlossgraben der Mosburg und ebenso die nächsten drei Anstiege hinauf, beim wohl technisch anspruchsvollsten Abwärtsstück – einem kurzen, steilen Bergabstück mit anschließender schlammiger Linkskurve – stellte ich mich aber so ungeschickt an, dass ich nicht nur allen Schwung verlor, sondern außerdem jeglichen Anschluss an Björn.
Ich versuchte natürlich, wieder heranzukommen. Dieses Vorhaben erwies sich aber an diesem Tage als unmöglich. Das restliche Rennen gestaltete ich also allein, während die Lücke nach vorne und hinten immer größer wurde: auf meinem Lieblingsstück über die Wiese hieß es Tempo machen, hinab in den Schlossgraben dann möglichst viel Schwung mitnehmen, um auf der anderen Seite wieder hinaus zu kommen, dann mit Elan die Anstiege hinauf und in bewusster Kurve möglichst die Ideallinie treffen. Der für den Waldsträßer Cross berühmte Treppenhügel ist seit Umbauarbeiten für einen Crosslauf leider völlig ungeeignet geworden, weshalb die Extraschleife weiter vorne eingebaut wurde.
Wenn immer möglich lief ich lieber auf der Wiese statt auf den Parkwegen, das war mit den Spikes angenehmer. Und obwohl von Svenja anders prophezeit, konnte ich die Rundenzeiten sehr konstant halten, was sicher auch den Anfeuernden zugeschrieben werden konnte. Dass ich auf den letzten Runden dann gar noch überrunden und mich entsprechend an andere heransaugen konnte, war auch der Motivation zuträglich.
Danke an den TV Waldstraße Wiesbaden
Schließlich ging es auf die letzte Runde und damit auch nochmal an die verbliebenen Reserven. Nach gut 21 Minuten war die Ziellinie erreicht. Deutlich dreckiger als am Start, aber genau so muss es sein. Beim Crosslauf gibt es eine eindeutige Korrelation: je schlammiger und erschöpfter der Läufer, desto besser der Lauf. Vielen Dank an den TV Waldstraße für die Ausrichtung dieser tollen Veranstaltung!
Der Überblick
Datum: Sa, 13. November 2021
Ort: Wiesbaden, Deutschland
Wettkampf: Waldsträßer Crosslauf
Distanz: ~6 km
Zeit: 21:31 min
Platz: 4.
Crew: Svenja und Freunde aus dem Rheingau
Schuhe: Brooks Spikes
Ernährung: –
Fotos: Svenja