Drei Monate gemeinsame Elternzeit, drei Monate Zeit zu dritt. Davon wollen wir 13 Wochen unterwegs sein: mit dem Camper soll es durch den Osten Frankreichs und das Zentralmassiv bis ganz in den Süden ans Mittelmeer gehen. Dort ist geplant, am Wasser entlang weiter bis nach Pisa zu fahren, um dann auf die andere Seite des italienischen Stiefels zu wechseln. Anschließend wollen wir über den Gardasee, Südtirol, Österreich und den Bodensee wieder in die Heimat zurückkehren. Es soll ein Abenteuer für unsere kleine Familie werden, mit vielen neuen Eindrücken, gemeinsamen Erinnerungen und tollen Erfahrungen, die wir nie vergessen werden. Nach dem ersten kurzen Stopp am Mittelmeer hieß es nun Strandurlaub in Sérignan Plage.
Was macht man, wenn man beim Abwasch eine Muschel beim Geschirr entdeckt? Sie natürlich liebevoll mit abspülen und sich schmunzelnd gedanklich beim kleinen Sohn bedanken, dass er einen Gruß dagelassen hat!
Nachdem wir Canet-en-Roussillon wegen des starken Windes schon etwas früher verlassen hatten als geplant, hofften wir in Sérignan auf eine ganze Woche Strandurlaub. Die Voraussetzungen dafür waren perfekt: ein toller Sandstrand keine hundert Meter von unserem Stellplatz entfernt und in der Mitte des Campingplatzes ein großes Schwimmbad mit Erlebniswelt für die ganz Kleinen sowie ein Badebecken und sieben Rutschen.
Leider spielte das Wetter noch immer nicht ganz mit. Mitunter hatten wir zwar Glück und wir konnten mehrere Sonnenstunden und einen Vorgeschmack auf den Sommer genießen, abgewechselt wurde aber immer wieder mit Regen. Der Sonntag beispielsweise war ein kompletter Regentag. Für die nassen und kalten Stunden blieb uns in Sérignan nicht nur unser Vorzelt, es gab auch einen Kinderspielraum, in dem Jesper Spielzeuge ausprobieren und neue Bekanntschaften schließen konnte.
Am großen Strand von Sérignan
Nachdem wir die ersten beiden Nächte wegen immer noch viel Wind unten im Bus geschlafen hatten, wurde es deutlich sommerlicher: Endlich gab es einen Strand ohne Sturm. Natürlich wehte noch Wind, vergleichsweise aber als angenehme Brise. Im großartigen, feinen Sand konnten Löcher gegraben, kleine Burgen gebaut und Muscheln gesammelt werden. Jesper freute sich riesig, mit den Füßen ins Meer zu dürfen, er ist scheinbar völlig kälteunempfindlich. Er liebt Wasser und Sand und ist hier genau am richtigen Fleck.
So war es abends endlich wieder angeraten, die Füße minutenlang zu waschen, um den Sand abzubekommen, so mussten wir uns mehrmals täglich eincremen, so konnten wir den ganzen Tag barfuß unterwegs sein und so konnte ich beim Laufen mal wieder das T-Shirt ausziehen.
Auf Höhe unseres Campingplatzes war der Strand mitunter sehr voll, zwei Kilometer weiter südlich dafür wie ausgestorben. Wegen der Engstelle bei Gibraltar gab es kaum Ebbe und Flut, dennoch wurde beachtlich großes Treibgut angeschwemmt.
Das Naturschutzgebiet Les Orpellières
Der Campingplatz ähnelte mehr einem großen Park denn einer dichten Ansammlung von Mobilheimen und Stellplätzen. Die Wege waren recht weit, dafür kam man sich nicht eingepfercht vor.Innerhalb der Grenzen des Platzes gab es ein kleines Naturschutzgebiet, einem Biotop mit viel Schilf und flachem Wasser gleich, auf dem wir einen weiß-grauen Flamingo sahen. Außerdem war das Gebiet von Vögeln bewohnt, deren Namen wir nicht herausgefunden haben, die aber eine Art Mischung aus Mauersegler und Möwe waren. Nachdem sich Svenja zuletzt in Lavaudieu in Tintenherz versetzt sah, erinnerten nun mich diese Vögel an Spotttölpel. Sie ließen ihren unmelodischen Singsang auch nachts erschallen. Eins der Nester, direkt auf dem flachen Wasser gebaut, konnten wir vom Weg aus gut einsehen.
Vermutlich gab es wegen des Gewässers leider auch sehr viele Mücken, die wir abends vor dem Zubettgehen jagten und dennoch einige Stiche davontrugen. Überhaupt wimmelte es jetzt am Strand und in unserem Vorfeld vor kleinen Spinnen, Käfern, Fliegen und allerlei anderen Insekten.
Noch viel größer war das Naturschutzgebiet Les Orpellières nicht weit vom Campingplatz Richtung Landesinnere gelegen. Dort gab es, nachdem es idyllisch am Fluss Orb entlangging, einen gut ausgebauten Radweg, der sich perfekt für den Babyjogger eignete. Meine Runde des ersten Tages konnte ich Jesper allerdings nicht zeigen, weil wir bei dieser ein Flüsschen hätten durchqueren müssen, das ich in Abenteurermanier mit einem großen Satz übersprang.
Unser Leben in Sérignan
Nachdem wir am Dienstag angekommen waren, stand am Donnerstag Christi Himmelfahrt an – auch in Frankreich ein Feiertag. An diesem langen Wochenende war der Campingplatz sehr voll, kaum ein Stellplatz blieb unbesetzt. Überall war Leben: es ging, rannte, fuhr und rollte ständig um uns herum. Überall waren Stimmen, Gelächter und Lärm. Für die begrenzte Zeit war das schön, ab Sonntagmittag war dann die Ruhe doch wieder sehr angenehm.
Und das Wetter hatte nun vollends auf Sommer umgestellt: zum Abschluss konnten wir im wieder überschaubar besuchten Schwimmbad mit Jesper rutschen und die Badewelt entdecken. An einem Regentag hatten wir nämlich das für die Werbebroschüre aufgepeppte Hallenbad besucht und waren enttäuscht worden. Draußen in der Sonne macht planschen doch viel mehr Spaß!
Und zum Abschluss gab es dann am letzten Abend noch einmal Pizza aus dem Holzkohleofen auf dem Campingplatz. Ein gutes Ende eines einwöchigen Strandurlaubs am Mittelmeer!
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