Frankfurt Marathon 2018, Klappe die Erste. Bevor es überhaupt an den Start geht, braucht es ausreichend Vorbereitung, das ist klar. Viel wichtiger aber ist noch, dass man gesund bleibt. Gerade im Herbst, wenn es überall hustet und niest, kann das schwierig werden. Prophylaktisch trinke ich in den letzten Wochen immer Tee mit Vitamin C, dennoch muss man Glück haben. Das hatte ich, ich blieb von Krankheiten verschont. Andere hatten weniger Glück. So eine Freundin, die noch in den letzten Tagen von einem Magen-Darm-Infekt erwischt wurde. Bis Sonntag war sie wieder auf den Beinen und wäre sicher auch ins Ziel gekommen, sie sagte ihren Start aber ab. Und davor ziehe ich meinen Hut! An den Start eines Marathons sollte sich nur der stellen, der auch wirklich gesund ist.
Frankfurt Marathon 2018, Klappe die Zweite. Mir ist kalt, und zwar so richtig. Nie ist mir so kalt wie im Ziel nach einem Marathon, bei dem ich bis zuletzt alles gegeben habe. Und das schlimmste: ich muss niesen! Wenn einem alles weh tut gibt es nichts Schlimmeres, als niesen zu müssen. Aber ich schaffe es erst zu meinem Kleiderbeutel und dann zu den Duschen. Das warme Wasser tut gut, ich zittere aber immer noch. So sehr, dass sich mein Oberschenkel in Wellen bewegt. Wärmer wird mir erst wieder, als ich mich abgetrocknet und schnell warm angezogen habe. Direkt mit Halstuch und dicker Mütze. Erst jetzt ist der Marathon geschafft.
Frankfurt Marathon 2018, Klappe die Dritte. Marathon ist, wie es Katrin so schön sagt, etwas geschafft zu haben, was zwar immer öfter als selbstverständlich dargestellt wird, was es aber für keinen sein sollte. Ein Marathon ist lang und ein Vorhaben, das nie unterschätzt werden sollte.
Frankfurt Marathon 2018
Die Vorzeichen standen gut. Zum einen war ich gesund geblieben und hatte durchgehend gut trainieren können. Die langen Läufe waren gut, der 10er in Offenbach zeigte dann auch, dass das Tempo passte. Die Ernährungsstrategie hatte ich angepasst und ich bekam jede Menge Unterstützung. Nicht nur an der Strecke, wo wirklich sehr viele schrien, wie sie konnten, sondern auch unterwegs. Manu würde mich auf den ersten 20 km begleiten, für das richtige Tempo sorgen und mich, wenn möglich, vor dem Wind schützen. So perfekt war ich zuletzt 2015 aufgestellt, als mich Axel genauso weit begleitete. Am Ende stand eine neue Bestzeit auf der Uhr.
Auch vor dem Start lief alles wie geplant. Die Uhr richtig umgestellt, in Ruhe gefrühstückt. Die S-Bahn kam pünktlich, der von Spiridon reservierte Raum im Hotel war vorbereitet. Auch alle anderen kamen pünktlich. Etwas Geplauder, um neun Uhr dann zum Einlaufen. Alles locker und bereit. Umziehen und ein letztes Foto.
Dann konnte es losgehen!
Run the skyline!
Seid ihr schon jemals über die alte Brücke gelaufen, ohne die Skyline zu bewundern? Genau dieser Blick, diese Fotos, die hier geschossen werden, haben dem Frankfurt Marathon das neue Image verpasst: #runtheskyline. Ich kann das gut. Um ehrlich zu sein interessiert mich die Skyline hier nämlich nie. Kein einziges Mal habe ich mich bisher umgeschaut. Ich bin hier, nach den ersten etwa 13 km, immer nur froh, das erste Gewusel der Innenstadt geschafft zu haben. In diesem Jahr bin ich außerdem erleichtert, die Flugpassage vom letzten Jahr bei der Konstablerwache ohne einen einzigen Rempler passiert zu haben.
Wir sind genau da, wo wir sein wollten. Manu hat einen hervorragenden Job gemacht. Hat mir mehrmals versichert, dass die Pace genau richtig, eher sogar zu schnell, ist. Hat Ruhe ausgestrahlt. Mich langsam und stetig wieder in die Gruppe geführt nachdem wir eine Lücke hatten reißen lassen. Perfekt.
Es ist eine sehr große Gruppe, in der wir laufen. Geführt von Oliver Hoffmann, es hätte also keinen besseren geben können. Mit zwei anderen sollte er die siebte Frauengruppe zur Halbmarathonmarke in 1h16’30 bringen. Das würde perfekt passen.
Weil die Gruppe aber so groß ist werden die Verpflegungsstellen zum Problem. Aus einer kompakten Gruppe mit Dreier- oder sogar Viererreihen muss eine lange Läuferschlange werden, die sich danach wieder zusammenzieht. Dadurch haben wir bei km 5 den Anschluss verloren. Ich wollte auf keinen Fall zu sehr beschleunigen. Keine Kräfte vergeuden!
Stetig haben wir uns dann wieder herangearbeitet, sodass wir jetzt, auf dem Weg in Richtung Höchst, genau da sind, wo wir sein wollen. Es rollt gut. Eigentlich perfekt bis hierhin. Eigentlich deshalb, weil ich meine Flaschen bei km 15 und 20 verpasse, der Wind hat sie umgeweht. Ich trinke stattdessen warmen Tee. Manu hat mich ab km 20 laufen lassen, aber ich fühle mich in der Gruppe sehr gut aufgehoben.
Die Brücke ist der Knackpunkt
Der Knackpunkt beim Frankfurt Marathon ist für mich immer die Schwanheimer Brücke. Oft schon ging es mir hier bereits schlecht. Deshalb gilt für mich: wenn ich gut über diese Brücke komme, wird es ein guter Marathon.
Und ich kam gut hinüber. Immer noch in der Gruppe. Schön gleichmäßig und locker. Heute könnte es so richtig gut werden!
Dann aber kommt bei km 25 natürlich die nächste Verpflegungsstelle. Die Gruppe wird wieder länger, ich nehme etwas Tempo heraus. Diesmal steht meine Flasche wieder und ich kann sie gut greifen, muss aber erneut stark abbremsen, weil kurz vor mir jemand stehen bleibt.
Wieder ist die Gruppe weg. Die ersten laufen natürlich einfach das Tempo weiter. Und diesmal gibt es leider keinen Manu mehr, der bei mir ist. In Höchst geht es jetzt auch leicht bergan, sodass ich zunächst nicht aufschließen kann.
Die erste kleine Krise.
Dann geht es natürlich aber auch wieder leicht bergab und ich kann neue Kräfte sammeln. Die Krise ist überwunden und ich fühle mich wieder stark, komme der Gruppe langsam näher. Wie gerne wäre ich wieder dran, um mich über die Mainzer Landstraße, wo vermutlich auch wieder der Wind von vorne weht, ziehen zu lassen.
Aber mein linker, hinterer Oberschenkel zuckt. Krampfgefahr, Alarmstufe rot. Die Gruppe ist jetzt erst einmal egal, Hauptsache, ich bekomme keine Krämpfe. Früher hatte ich mit Krämpfen Probleme (dazu hatte ich mich auch tiefgehend informiert), die meinte ich aber abgestellt zu haben. Es ist vermutlich der kalte Wind, der nicht nur beim Laufen stört, sondern außerdem den Muskeln zu schaffen macht.
Ich will diese Bestzeit
Aus 14 km, die mir eben noch als gut bewältigbar und gar nicht mehr so lange vorkamen, werden jetzt 14 km auf der Rasierklinge. Ich kann zwar zügig weiterlaufen, muss mich aber mehr konzentrieren. Fest steht aber: ich muss so schnell laufen, wie ich kann. Ich will diese neue persönliche Bestzeit.
In Düsseldorf noch war ich nicht konzentriert genug, um am Ende alles zu mobilisieren. So war ich 90 Sekunden zu langsam. Das sollte mir heute auf keinen Fall passieren. Und bei km 30 sah es auch noch sehr gut aus.
Die Gruppe war jetzt aber natürlich weg. So wurden aus 5-km-Abschnitten in etwa 18’05 schnell 19’26 für den Abschnitt zwischen km 30 und 35. Ab und an überholte ich jemanden oder wurde überholt, dranbleiben konnte ich aber nicht. Jetzt war beißen angesagt, einfach so schnell wie möglich ins Ziel. Aufgeben war keine Option.
Wenn mich meine Kopfrechenkünste nicht völlig im Stich ließen, brauchte ich einen 4er Schnitt, um bei 2h36 zu landen. Das sollte doch wohl möglich sein! Als die Innenstadt wieder erreicht war, bließ dann aber der Wind wieder heftiger. Und keiner da, hinter dem man sich verstecken konnte. Also Augen zu und durch.
Ich musste nicht gehen und wurde von Krämpfen verschont. Die kamen erst in der Dusche in den Armbeugen und bei der Massage im Rücken. Leider verpasste ich auch noch meine letzte Flasche, die Cola hätte mir gut getan. Immerhin waren 40 km passiert und mir blieben noch 9:20 min bis zur Bestzeit.
Ich schaffte es in 8’56. 2h37’12 bedeuteten eine neue persönliche Bestzeit. Ich war glücklich, im Ziel zu sein.
„Die zweite Hälfte des Marathons ist eine Kunst.“ – Arne Gabius auf der Pressekonferenz
Während ich wieder durchlaufen konnte und denke, die Distanz zumindest im Griff zu haben, beherrsche ich die Kunst der zweiten Hälfte aber noch gar nicht. Auf eine erste Hälfte in 1h16’01 folgte gerade einmal eine 1h21’11.
Und das ist der Wermutstropfen, der bleibt.
Klar, Bestzeit ist Bestzeit! Es war mein bisher schnellster Marathon. Vielleicht schaffe ich es nie wieder schneller. Aber ich denke, dass ich das besser schaffen müsste. Ich will einmal einen schnellen Marathon mit einem Negativsplit laufen. Dafür werde ich wieder das Training ein wenig modifizieren, aber das ist noch Zukunftsmusik, denn jetzt werden erst einmal die Beine für drei ganze Wochen hochgelegt: Saisonpause.
Um zum Abschluss noch einmal Katrin zu zitieren:
„Es war kalt, es war windig, es hat am Ende weh getan. Aber alles andere wäre doch langweilig!“
Der Überblick
Datum: So, 28. Oktober 2018
Ort: Frankfurt am Main, Deutschland
Wettkampf: 37. Frankfurt Marathon
Distanz: 42,195 km
Zeit: 2:37:12 Stunden
Platz: 185.
Crew: Svenja, die ganze Familie, Team Spiridon, Thomas, Martin, Tim, und, und, und… danke an alle!
Schuhe: adidas adizero adios Boost 3
Ernährung: Maurten in den Flaschen und drei Gels mit Koffein
Fotos: Thomas (www.lauf-fotos.de)
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