Erinnert ihr euch an das Gedicht „Meine Ode an die Buche“? Eine Gedichtsbesprechung von Axel K.:
Aus einem Bedürfnis des Autors heraus scheint dieser 2012 veröffentlichte Text entstanden zu sein. Das Bedürfnis, etwas loswerden zu wollen, das haben die meisten Dichter. Aber gleichzeitig dieses Bedürfnis nach Mitteilung auszuleben und dabei ein anderes Bedürfnis zu thematisieren, ist die Besonderheit an der Ode an die Buche. Es geht, nennen wir es beim Wort, um den Stuhlgang im Wald. Dabei spricht Heidl in Bildern und überlässt das Konkrete dem Leser.
Zunächst wird man in einen duftenden Wald versetzt. Man verlässt das Haus, um „dort im Wald“ laufen zu gehen. Die harmonisch klingenden Zeilenendungen unterstreichen hier die damit einhergehende Entspannung. Doch all diese kehrt sich im nächsten Vers in ein Zwicken im Darm um, das „nicht entzückt“. Und schon bricht sich Hektik Bahn. Der harte Klang der Worte „entzückt“ und „zwickt“ unterstreicht dies formal. Nun stellt sich ein Problem, nämlich „wo soll man hin“, wenn „nichts soll gehen in die Hos'“. Dieses Gefühl, im Wald verloren zu sein, ist tief im Menschen verwurzelt. Die Grimms haben es beispielsweise in Hänsel und Gretel aufgegriffen. Mit Wald assoziiert man Einsamkeit, Stille und den Umstand, auf sich alleine gestellt zu sein. Dadurch, dass hier ein jedem bekanntes Alltagsproblem an einen so unwirtlichen Schauplatz verlegt wird, entsteht ein Spiel mit unserer Urangst.
Nach all dieser Dramatik wirkt dann der folgende, nur zweizeilige, brechende Vers fast wie Hohn. Man solle ja nur „auf den alten Trick“ hören. Man wittert Spott, doch was folgt, strahlt tatsächlich Ruhe aus. Es sei die Buche, die hier Rettung verspreche, fast wie eine Insel im endlosen Blättermeer des Waldes, „groß“ und „stark“ scheint sie der Anker in der Seenot des Läufers zu sein. Ihre Blätter, so erfährt man, helfen dabei sich der lästigen Hinterlassenschaft zu entledigen.
Man kann dieses vielschichtige aber zugleich prägnante Gedicht als Plädoyer für die Macht der Erfahrung verstehen. Denn, wer in den Wald geht, fürchtet den Wolf oder die Einsamkeit, aber nicht das Zwicken, das einen, wie hier beschrieben, vollkommen unvorbereitet treffen kann. Schnelle, effiziente Lösungen sind gefragt und da hilft eben Erfahrung. Und wer sollte mehr davon haben als Heidl. Unter den Schriftstellern ist er als notorischer Läufer bekannt. „Laufen hilft!“, das ist das Motto mit dem er für Anhänger wirbt. Dass aber Laufen nicht gegen alles hilft, ist spätestens jetzt klar – aber die Erfahrung muss man erstmal machen.
Die Ode ist mir neu und sie ist wirklich treffend komponiert 🙂
Ich finde sie vor allem treffend interpretiert!