Auch ich wusste, dass ich Koberstadt auf keiner Landkarte finden würde. Wer den Koberstädter Waldmarathon laufen will, muss nach Egelsbach fahren. Gelaufen wird dort auf den Spuren alter Sagen – 10 km, einen Halbmarathon oder eben den Marathon.
Ich hatte mich für den langen Kanten entschieden. Es wird Zeit, dass die langen Läufe der Marathonvorbereitung mehr Qualität bekommen, wozu sich das Laufen in der Gruppe sehr gut eignet. Außerdem mussten für den LaufReport natürlich viele Eindrücke gesammelt werden.
So machte ich mich pünktlich um acht Uhr mit 112 anderen in Egelsbach auf den Weg, um durch die sagenumwobenen Wälder zu rennen. Der Sage nach erregte der Lebensstil der Bewohner der Koberstadt den Unwillen Gottes, weshalb Er die Stadt in den Untergang schickte. Weiter wird in der Überlieferung behauptet, die rote Färbung des Erdreiches rund um Langen rühre vom Blut der Bewohner der Koberstadt her. Mir ist nichts aufgefallen, und auch den irrenden König in Gestalt eines Hirschen, der der Sage nach in der Koberstadt umgeht, haben wir nicht gesehen. Dafür aber zwei Wildschweine, die bei km 15 über den Waldweg liefen. Bis zu diesem Zeitpunkt des Rennens hatte sich das Feld längst sortiert. Vorneweg lief Kay-Uwe Müller, der schon den Allgäu Panorama Marathon vor zwei Wochen gewinnen konnte.
Mit einigem Abstand folgten ihm Christoph, Lorenz und ich. Lorenz kannte ich natürlich, von vielen gemeinsamen Rennen aus Goldbach und aus Jügesheim – wir trainieren in den selben Wäldern. Christoph hingegen hatte ich noch nie gesehen. Sein T-Shirt eines Ultralaufs und seine Erzählungen, dass er sich derzeit auf ein Rennen in der Wüste Gobi vorbereite, ließen aber keinen Zweifel ob seiner Kondition.
Wir harmonierten gut, wobei Lorenz weit weniger erzählte als üblich. Wahrscheinlich machte auch ihm die Hitze zu schaffen, vor der auch die dichte Bewaldung wenig schützte. Immer wieder blies außerdem der heiße Saharawind um uns herum. Das einzige Mittel: möglichst viel trinken und überkippen, um zu kühlen. Leider standen die Verpflegungstische alle fünf Kilometer sehr eng, sodass man im Vorbeilaufen lediglich zwei Becher greifen konnte. Glücklicherweise überließ mir Lorenz nach der Benutzung seine Eigenverpflegung, er hatte alle 10 km eine Wasserflasche aufgegeben. Die Abkühlung tat wirklich gut. Im Schnitt liefen wir um 4’15/km, also Richtung drei Stunden.
Die Sage um die Koberstadt ergänzt im Übrigen die Fakten. Denn die Koberstadt stammt aus der sogenannten Hallstattzeit und umfasst 29 Grabhügel. Aufgrund zweier Skelettfunde konnte die Siedlung ungefähr auf das Jahr 800 vor Christus datiert werden. Der Name leitet sich aufgrund von frühen Metallfunden von Kupferstätte ab. Außerdem kamen wir beim Koberstädter Waldmarathon am Weißen Tempel vorbei – im weitläufigen Wald ein beliebtes Ausflugsziel, erbaut von Großherzog Ludwig III. Ganze drei Mal mussten wir zu diesem Tempel hinauf. Die so flach wirkende Waldstrecke war nämlich ein einziges Auf und Ab, dazu liefen wir fast durchgängig auf Schotterwegen.
Bis fast 30 Kilometer ging es dennoch ziemlich gut. Die kurzen Wortwechsel vertrieben die Zeit bei diesem schönen Trainingslauf. Dann aber ließ meine Energie nach, die Anstiege wurden steiler und die Hitze unerträglicher. Ich ließ die anderen beiden laufen und gönnte mir mehr Zeit bei der Verpflegung. Mehr Trinken, auch Schorle und Cola, mehr Kühlung. Und dafür, dass ich Hitze beim Laufen sonst gar nicht vertrage, schlug ich mich wacker. Natürlich verlor ich auf den letzten zehn Kilometern einiges an Zeit, der Laufschritt aber blieb locker. Im Ziel reichten dann 18 Becher diverser Getränke und eine Bank, um mich glücklich zu machen.
Fotos von meiner lieben Frau Svenja.
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