Was waren wir nass, im letzten Jahr! Pünktlich zum Start hatte es am Melibokus zu schütten angefangen. Wie man meinem letztjährigen Bericht entnehmen kann, war es trotz des suboptimalen Wetters eine tolle Veranstaltung, die uns beiden – Svenja und mir – viel Spaß gemacht hat. Der Melibokuslauf ist ein besonderer, dabei vor allem nicht alltäglicher Lauf: tolle Pfade durch herrliches Grün, dabei ein ständiges Auf und Ab. Kein Wunder also, dass sich einer der ältesten deutschen Volksläufe – heute fand bereits die 48. Auflage statt, kein Jahr ist bisher ausgefallen – weiterhin großer Beliebtheit erfreut. Aus dem Versprechen (wir kommen wieder) wurde Realität: hier waren wir auch dieses Jahr.
Im letzten Jahr war der Lauf aufgrund der Höhenmeter als Vorbereitung für den Montafon Totale Trail gedacht. In diesem Jahr wollte ich einfach nur wieder dabei sein, weil es eine tolle Veranstaltung ist. Eine Veranstaltung, die außerdem einen LaufReport verdient. Svenja lief derweil nicht nur wegen der Fotos für unseren Bericht nicht mit, sondern schonte sich nach zwei Zehnern innerhalb von einer Woche. Beim Darmstädter Stadtlauf starten wir wieder beide!
So machten wir uns also am Sonntagmorgen auf in den Süden, auf in Richtung des schönen Odenwalds. Bald war der Melibokus auch schon in Sicht. In diesem Jahr hatten wir nämlich mehr Glück mit dem Wetter: strahlender Sonnenschein erwartete uns. Schon zu den Startnummern, die im Start- und Zielbereich ausgegeben werden, musste ein erstes Mal geklettert werden. Zusammen mit einigen netten Unterhaltungen mit bekannten Gesichtern blieb dann für das Aufwärmen nicht mehr allzu viel Zeit. Sorgen darüber, den Start eventuell zu verpassen, hätte ich mir aber keine machen müssen: pünktlich um zehn Uhr fiel bei der Zeitnahme der Strom aus, sodass sich der Start um etwa fünf Minuten verzögerte. Dann aber ging es los!
Gerne wollte ich meinen Sieg aus dem Vorjahr wiederholen, mich außerdem bei den Strava-Segmenten verbessern. Dementsprechend motiviert ging es los: zunächst gleich nach dem Start steil bergan, dann noch auf dem ersten Kilometer wieder hinab, bevor der zweite Kilometer so richtig nach oben ging. Bis zu dieser Steigung lief ich noch mit Guiseppe Troia zusammen, der den Zehner gewinnen würde. Dort ließ ich ihn laufen und fand schnell meinen eigenen Rhythmus.
Zur Veranschaulichung der Steigung hier die Zwischenzeiten der ersten Kilometer.
3’48 – 5’05 – 3’41 – 4’02 – 3’51 – 4’10 – 3’59
Nach dem steilen Stück auf km 2 ging es also wieder etwas bergab, bevor eine lange, recht gleichmäßige Steigung folgte. Hier fühlte ich mich wohl und war froh, dass wir den Weg zum Melibokuslauf auf uns genommen hatten. Schöne Wege – mal breite Waldwege, mal nur Pfade – mit viel Grün – mal hohe, weit stehende Buchen, mal dichtes Gestrüpp – machten den Lauf wieder zu einem sehr schönen Erlebnis.
Nach etwa sechs Kilometern durften die 10er schon links abkürzen, während wir Langtreter weiter geradeaus geschickt wurde. Jetzt bekam man so langsam einen Überblick über das Feld, bei den vielen Kurven war es leicht, die Verfolger zu beobachten. Zwei Konkurrenten liefen gar nicht so weit hinter mir.
4’28 – 3’42 – 3’25 (40’12)
Nach der langen, gleichmäßigen Steigung ging es dann links weg und steil hinauf. Als diese Steigung geschafft war, ging es das erste Mal wieder etwas länger hinab, nach neun Kilometern liefen die Strecken der 10 und 20 km wieder zusammen, sodass ich wieder in Gesellschaft war.
So verlassen, wie im nassen, nebligen Wald des letzten Jahres war es freilich nie. Es waren viele Spaziergänger und Mountainbiker unterwegs, ab und an auch Jogger, die außerhalb des Wettkampfs liefen. Glücklicherweise wurde ich meist frühzeitig bemerkt und konnte passieren. Nur ein Mal wurde es knapp, als ich in einer Kurve fast mit einem Mountainbiker zusammengestoßen wäre – wir beide mussten fast bis in den Stand abbremsen.
5’24 – 5’02 – 4’42 – 4’45
Die gemeinsame Streckenführung mit den Zehner währte nicht sehr lange. Kurz nach der 10 km Marke, die ich nach 40:12 min überlief und damit gut auf Kurs 4er Schnitt war, ging es rechts ab, und jetzt so richtig hinauf. Fast vier Kilometer am Stück „Höhenfresserwege“. Hier fühlte ich mich aber gut, konnte meinen Vorsprung ausbauen und sogar Mountainbiker einsammeln.
Auf den angestrebten Schnitt verlor ich aber deutlich. Ganze vier Minuten. Eigentlich schrieb ich das Vorhaben, unter 1h20 zu bleiben, schon ab und zweifelte sogar daran, schneller sein zu können als im Vorjahr. Aber das Bergabstück sollte ja noch folgen.
3’15 – 3’25 – 4’10
Kaum war dann nämlich der Gipfel des Melibokus erreicht, ging es genauso steil wieder hinab. Wie beim Wandern laufe ich allerdings wesentlich lieber bergan, bergab scheint mir die Technik zu fehlen, „oberschenkelschonend“ schnell unterwegs zu sein. Nach zwei schnellen Kilometern folgt dann der fieseste Part des Laufs: nach etwas mehr als 16 Kilometern folgt eine Gegensteigung, die es in sich hat, insbesondere mit schweren Oberschenkeln.
3’40 – ‚4’50‘ (39’15)
Natürlich wurde aber auch diese Steigung erklommen, um in den finalen Abstieg zu gehen. Kurz nach dem Schild für den 18. Kilometer kannte ich mich aus; bis hier war ich eben erst warmgelaufen. Und dann war ich irgendwie doch deutlich schneller als im letzten Jahr: die Kilometermarkierungen passten nicht richtig, das 19. Schild sah ich auch gar nicht. Dank in Summe zwei Schlusskilometern in 4’50 blieb ich mit 1h19’27 deutlich unter dem angestrebten 4er Schnitt. Jawoll: Sieg und eine gute Zeit!
Im Ziel wartete ich dann auf Svenja und trank derweil einige Becher leckerer Limonade. Zusammen liefen wir dann noch eine kleine Runde aus, auch hier wieder deutlich steiler als gewohnt. Wieder aber waren wir uns einig, dass es hier schön ist. Eine schöne Gegend, ein schöner Lauf, und viele nette Mitläufer:
Melibokus, ich mag dich.
Der Überblick:
Datum: So, 11. Juni 2017
Ort: Alsbach-Hähnlein, Deutschland
Wettkampf: 48. Melibokuslauf
Distanz: 20 km
Zeit: 1:19:27 h
Platz: 1.
Crew: Svenja
Schuhe: Skechers GoRun 4
Ernährung: –
Fotos: Svenja