Darmstadt, das ist die Stadt, in der ich studierte, in der ich viele Stunden verbrachte – mal fröhlich, mal wissbegierig, mal angespannt. An die Uni fahre ich heute noch ab und zu. In anderthalb Wochen schon habe ich den nächsten Termin. Die Wissenschaftsstadt Darmstadt ist seit 2007 (und damit im Herbst bereits 10 Jahre) also auch meine Wissenschaftsstadt. Recht schnell war sie auch mehr als das. Bei der Bahneröffnung am Nordbad lief ich öfter das erste Bahnrennen der Saison, ab 2008 hatte ich den Darmstädter Stadtlauf für mich entdeckt, obwohl die Premiere wahrlich nicht allzu gut verlief.
Ob zu schnell gestartet oder einfach einen gebrauchten Tag erwischt, bei meiner Premiere beim Darmstädter Stadtlauf tat ich mir schwer: 2008 wurde ich mit einer Zeit von 17:27 min 14. Im Jahr darauf lief es mit 16’15 und Platz acht schon deutlich besser, für 2010 war ich deshalb Feuer und Flamme. Noch einmal steigern konnte ich mich aber nicht, im dritten Anlauf wurde ich mit 16’40 elfter.
2011 gab es keinen Stadtlauf für mich, weil ich noch in Lausanne im Auslandssemester weilte. Dafür kam dann 2012 das große Highlight, als ich von Beginn an in der Spitzengruppe lief, um mich schließlich mit Yassir abzusetzen und ich im langen Schlussspurt siegen konnte. Viel schneller als bei diesen 15:43 min war ich nie.
2013 musste der Lauf für mich wegen meines Stuttgart-Aufenthalts ausfallen, 2014 versuchte ich mich dann im Elitelauf. Als 19., mit der starken Zeit von 24:33 min (7,6 km), schlug ich mich beachtlich und wurde nicht Letzter! Immerhin lief ich im selben Rennen wie Timo Göhler und Olympionike Julian Flügel!
Die 2015er Ausgabe ging mit Platz neun in 16‘23 in Ordnung, im letzten Jahr war ich müde vom Traillauf in Österreich und eigentlich nur Beobachter. Mit 17’29 war ich 16.
Obwohl die Atmosphäre immer mitreißt, macht es doch am meisten Spaß, wenn man agiert statt zu reagieren. Es galt also an 2012 und 2014 anzuknüpfen! Wegen der Geschwindigkeitsakzente im Training und dem guten Gefühl der letzten Wochen traute ich mir auch wieder eine gute Leistung zu. Spaß am schnellen Laufen war die Devise!
Der 40. Darmstädter Stadtlauf
Das Wetter war wieder typisch: strahlender Sonnenschein und sehr warme Temperaturen. Stadtlaufwetter eben. Nicht ideal zum Laufen, aber perfekt geeignet für die große Feier im Anschluss. Anlässlich des 40. Jubiläums des Stadtlaufs würde es nämlich keine Eliteläufe geben, sondern direkt im Anschluss an meinen Lauf (Zeitplan: Beginn 19 Uhr, erst die Bambinis, dann die Schüler, dann die „Masters“, als Männer ab 40, dann die Frauen und zuletzt, um 20:55 Uhr, wir Männer) Musik und Freibier auf dem Luisenplatz. Wir waren gespannt. Zunächst aber hieß es, schnelle Rennen zu zeigen.
Nach erfolgreicher Parkplatzsuche machten wir uns auf den Weg zum Ludwigsplatz, wo es nicht nur die Startnummern gibt, sondern wo auch gestartet wird. Neben der Strecke mit das Beste am Darmstädter Stadtlauf ist die Vorfreude. Schon auf dem Weg zum Ludwigsplatz ist das Kribbeln zu spüren. Alle freuen sich auf die Rennen!
Auch das Zuschauerinteresse war wieder groß: sowohl Svenja als auch ich hatten das Gefühl, dass an den Streckenrändern sehr viel los war. Überall wurde geklatscht und angefeuert, eine richtig schöne Stadtlaufatmosphäre!
Svenjas 6. Stadtlauf
Nach einem wieder einmal spannenden Masterrennen waren nicht ganz pünktlich etwas nach 20:20 Uhr Svenja und die Frauen an der Reihe. Svenja war 2010 zum ersten Mal beim Stadtlauf mit dabei und ist seitdem ebenso Fan des Laufs wie ich. 2012 lief sie das erste Mal, 2013 war sie sogar ohne mich am Start. Ihre bisher beste Zeit: 22:33 min aus 2014.
Wie bei allen 5 km Rennen in Darmstadt wurde zunächst eine verkürzte Einführungsrunde gelaufen, bevor drei große Runden folgten. In Summe also vier Treppenpassagen und drei Mal der Anstieg zu St. Ludwig. Und genau diese zwei Kletterpartien wurden Runde um Runde steiler. Während Svenja nach der ersten Runde noch sehr locker am Überholen war, wurde der Kopf trotz Abkühlung durch die angereichten Wasserbecher immer roter und die Beine schwerer. Am Ende stand eine tiefe 24er Zeit in der Ergebnisliste. Für Svenja die drittbeste Zeit in Darmstadt und für die Verhältnisse doch vollkommen in Ordnung! Noch bevor ich mich zum Start aufstellte war sie wieder zurück am Ludwigsplatz.
Mein 8. Stadtlauf
Meine Historie und die zugehörigen Erwartungen habe ich in der Einleitung geschildert. Jetzt hieß es laufen. Laufen, was die Beine hergaben, um gleich von Beginn an und dann möglichst lange vorne mitzuhalten.
„Denn mit ein Grund für den Erfolg des Stadtlaufs ist die große Freude, die es bereitet, mit Karacho durch die teils engen Einkaufspassagen zu rennen.“
Schon gestern war das Laufgefühl, trotz (oder wegen?) einiger ruhiger Tage, nicht allzu fluffig. Um etwas Spannung in die Beine zu kriegen lief ich schon am Morgen eine kleine Runde und drei Steigerungen. Dennoch war ich vom Gefühl her zwar erholt, aber nicht wirklich spritzig.
So konnte ich meinen Plan, zumindest am Anfang Kontakt zur Spitze herzustellen, nicht umsetzen. Gleich war eine Lücke da und ich nach der ersten halben Runde etwa auf Rang 10. Zwei Läufer, die zu schnell angelaufen waren, konnte ich noch einsammeln, dann aber waren die Lücken zu groß.
Als es zum ersten Mal hoch zur St. Ludwig Kirche ging, überholte mich Guiseppe Troia, der beim Melibokuslauf die 10 km gewonnen hatte. Da wollte ich dranbleiben. Die nächste Runde wurde dann aber hart, in der stickigen Atmosphäre bekam ich vom Gefühl her kaum Luft. Guiseppe lief mir etwas davon.
Auch Abkühlung bekam ich keine: nach der ersten Runde war der Becher, den ich mir schnappte, fast leer, in der zweiten rutschte er mir aus der Hand und in der dritten hatte ich keine Möglichkeit, weil die Überrundeten ein zügiges Aufnehmen verhinderten.
Aber es war ja schon die letzte Runde! Obwohl es wegen der Überrundungen teilweise sehr eng wurde, konnte ich wieder etwas zulegen. Guiseppe kam näher, der wiederum auf Marius Welte aufschloss. Nach der letzten Treppenpassage warf ich in die Waagschale, was ich hatte und zog an beiden vorbei. Der Anstieg wurde dann zwar sehr zäh, es folgte aber keine Gegenattacke. Auf der langen Zielgeraden würde mich dann keiner mehr überholen können! Nach 16’32 war ich zwar sehr außer Atem, hatte mir aber Rang 6 gesichert.
Blumen in Darmstadt
Und dieser sechste Rang wurde geehrt! Direkt nach meiner kurzen Auslaufrunde wurde ich mit auf die Bühne gerufen. Es gab Blumen, eine Tasche und isotonische Darmstädter Braukunst. Besonders freute ich mich über die Anmoderation, in der sich schon über meinen Bericht im LaufReport gefreut wurde – ich gebe mir Mühe, versprochen!
Und während sich ein heißer längster Tag des Jahres langsam dem Ende entgegen neigte, klang das Jubiläum auf dem Luisenplatz aus. An den Getränkeständen war großer Andrang. Auf unserem Spaziergang zurück zum Auto waren wir uns dann wieder einig: obwohl 5 km ziemlich lang werden können ist der Stadtlauf dann doch irgendwie immer zu schnell vorbei. Wir freuen uns schon aufs nächste Jahr!
Der Überblick:
Datum: Mi, 21. Juni 2017
Ort: Darmstadt, Deutschland
Wettkampf: 40. Darmstädter Stadtlauf
Distanz: 5 km
Zeit: 16:32 min
Platz: 6.
Crew: Svenja
Schuhe: Nike Lunarracer
Ernährung: –
Fotos: Svenja und ich (mit dem Handy, wie man sieht)