Mainuferlauf

Übermut beim Mainuferlauf in Offenbach

Schon zu Beginn meiner Vorbereitung auf den Frankfurt Marathon habe ich zwei Wochen vor dem großen Tag einen schnellen Halbmarathon beim Mainuferlauf in Offenbach geplant. Zum einen hat sich kein vergleichbar flacher und vermessener Halbmarathon angeboten, zum anderen finde ich auch den Abstand nicht schlecht. Manche sagen, ein voller Halbmarathon zwei Wochen vor dem Marathon sei zu kurz. Ich aber sehe das anders, für mich persönlich zumindest.

Einlaufen mit Martin, der im Rennen Svenja begleiten würde.

Denn stünde heute kein Wettkampf im Plan, hätte ich nach Dienstag (17 km TWL) auch am Donnerstag und gestern oder heute noch harte Programme absolviert. So war die Hälfte dieser Woche schon entspannter und die Taperingphase für den Marathon dadurch eher länger als kürzer.

Vielleicht ändere ich meine Meinung auch wieder. Heute aber wollte ich nochmal richtig schnell rennen. Und ich traute mir einiges zu, weil die Trainingsleistungen der letzten Tage und Wochen – man kann es nicht anders sagen – herausragend waren. Insgesamt verlief die Marathonvorbereitung wie am Schnürchen und ich bin freudig auf den Marathon gespannt. Heute sollte dafür zunächst ein letzter Reiz gesetzt werden. Den Mainuferlauf so schnell es geht. Die Form und das Selbstbewusstsein habe ich.

Nicht nur die Form, auch die Bedingungen waren ideal: Hoch Tanja brachte und bringt goldene Herbsttage, dazu gab es – und das ist noch wichtiger – weder Nässe noch Wind. Für das Rennen selbst hatte ich dennoch keine klare Zielzeit. Je nach Konkurrenz und vor allem der Tagesform wollte ich irgendwo zwischen 3’20-3‘25/km beginnen und dann sehen, wie sich das Rennen entwickelt.

 

Übermut tut selten gut

Aber was passiert, wenn das Selbstvertrauen zu groß wird? Man neigt zu Übermut! Und obwohl ich mich auf den ersten fünf Kilometern im Kopf immer wieder gemahnt habe, eher verhalten anzugehen und lieber hinten raus aufs Tempo zu drücken, waren die ersten Kilometer zu schnell. Selbst für einen Zehner wären sie schnell gewesen.

Nach 3’13 für den ersten km freute ich mich noch über die guten Beine, dann verpassten wir es aber, uns bei einem guten Rhythmus einzupendeln. Auch den zweiten Kilometer liefen wir noch in 3’15.

Mit wir meine ich Alexander Hirschhäuser, Marc Feussner und Janek Taplan. Marc lief gar noch zu den nächsten beiden vor uns auf, büßte dafür aber auch am meisten und lief am Ende 1h16. Mit Alex hatte ich hier eigentlich einen guten Laufpartner gefunden und bis km 5 (16’40) lief es auch noch locker und flockig. Kurz darauf aber forcierte Alex ein wenig, um Marc wieder einzufangen, sodass zu mir eine Lücke riss. Marc überholte ich dann auch noch, aber km 7 wurden die Beine dann aber deutlich spürbar müde.

Ein Schluck Tee an der ersten Verpflegungsstation tat zwar gut, mein Tempo war jetzt aber deutlich langsamer. Alex lief immer weiter weg und bei km 10 (34’10) offenbarte auch die Uhr, dass der hohe Anfangseifer zu viel des Guten gewesen war.

Immerhin brach ich nicht völlig ein, sondern konnte mich etwa bei meinem gewünschten Marathontempo halten. Janek hatte von hinten auch wieder aufgeschlossen, sodass wir uns gegenseitig ziehen konnten. Sehr gefreut haben mich auch die vielen verschiedenen Anfeuerungsrufe des entgegenkommenden Feldes. So viele bekannte Gesichter, auch wenn die Hauptkonzentration auf dem eigenen Bewegungsapparat liegt.

Nur Gutes hatten die Wendepunktstrecke auch nicht: an einigen Stellen war es ziemlich eng, die (wenigen) Kurven konnten wir nicht innen laufen und an der Verpflegungsstelle verpasste ich nicht nur einen ersehnten Schluck Tee, sondern beinahe kam es auch noch zum Zusammenstoß. Das erneute Anlaufen brannte in den Oberschenkeln. Bis km 15 (17’53/52’03) führte Janek mehr, dann ging es bei mir wieder immer besser und ich war öfter vorne.

Bei der dritten Verpflegungsstelle bei etwa km 16 bekam ich aber wieder keinen Tee ab sondern musste mich mit Iso begnügen. Geschmacklich eher auf dem Niveau von Baumrinde und etwas mehr Energie hätte gerne drin sein können. Aber wir sind ja nicht beim 3-Sterne-Menü sondern wetzen den Main entlang. Es waren doch nur noch 5 km! Laut Uhr würde es keine Zeit für Luftsprünge werden, eine ordentliche Leistung wollte ich aber dennoch daraus machen.

Auf den letzten zwei Kilometern konnte mir dann Janek auch nicht mehr folgen. So lief ich schließlich in dem Bewusstsein, hier eine gute Zeit auf den ersten beiden Kilometern verspielt zu haben mit 1h13’46 als Sechster über die Ziellinie. 2 Sekunden langsamer als in Berlin im Frühjahr.

 

Wir ähneln uns einfach zu sehr

Gleich und Gleich – auch Svenja wurde heute vom Übermut gepackt. Und von Martin, der von Anfang bis Ende mit ihr lief, auch nicht gebremst. Es lief einfach zu gut. Aus geplanten 50 Minuten für die ersten zehn Kilometer wurden weniger als 47. Bis etwa km 16 ging es weiter gut, dann zogen sich die Kilometer und wurden immer länger. Dennoch wurde es ihr zweitschnellster Halbmarathon: 1h46’20. Und so berichteten wir uns im Ziel von ähnlichen Ergebnissen.

 

Hätte, hätte, Fahrradkette

Natürlich stellt sich wie immer die Frage, was gewesen wäre, wenn … ? Aber das ist natürlich müßig. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt und heute haben wir etwas zu viel gewagt. Besser als im letzten Jahr war es auf alle Fälle. Und so ist aller Übermut für den Marathon in zwei Wochen schon einmal abgebaut.

Außerdem war es ein sehr schöner Vormittag beim Mainuferlauf in Offenbach. Die Parkplatzsituation ist der einzige Kritikpunkt, den man vorbringen könnte. Ansonsten war es wie immer im Rahmen des Mainlaufcups: viele nette Leute, denen man gar nicht allen Hallo sagen kann. Versucht haben wir es natürlich dennoch! Bis in zwei Wochen, beim großen Jahresfinale. Denn nach dem Mainuferlauf ist direkt vor dem Frankfurt Marathon.

 

Der Überblick
Datum: So, 15. Oktober 2017
Ort: Offenbach am Main, Deutschland
Wettkampf: Mainuferlauf
Distanz: 21,1 km
Zeit: 1:13:46 h
Platz: 6.
Crew: Svenja
Schuhe: adidas adizero adios Boost 3
Ernährung: je 1 Schluck Tee und Iso
Fotos: Thomas Guthmann

 

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