Der Zuweg zum kleinen Mainzer Höhenweg, auf dem eine Fastest Known Time Route verläuft

Eine Fastest Known Time (FKT) als Alternative?

Manch einer hat schon wieder Hoffnung. Derzeit gehen zumindest Gerüchte um, dass der Hamburg Marathon – seines Zeichens am 13. September erster international bedeutsamer Städtemarathon nach der erzwungenen Pandemie-Pause –, wenn auch in abgewandelter Art und Weise, wird stattfinden können. Die Offiziellen der Stadt stehen dem wohl bereits recht ausgereiften Hygienekonzept, das einen Start in Wellen ähnlich des aus dem Langstrecken-Triathlon bekannten „rolling starts“ vorsehen soll, scheinbar wohlwollend gegenüber. Das könnte der Auftakt zur Wiederbelebung unserer Wettkampfszene sein. Noch uneins bin ich mir selbst gegenüber, ob diese Hoffnung gerechtfertigt ist. Für den Moment plane ich deshalb eine sogenannte Fastest Known Time.

Was ist eine Fastest Known Time?

Eine Fastest Known Time ist im Grunde ein Streckenrekord. Weil es aus bekannten Gründen derzeit keine Wettkämpfe geben darf, erlebt die Plattform fastestknowntime.com aktuell einen großen Aufschwung: dort werden alle weltweiten Routen gelistet, und dort reicht man auch neue Rekorde ein. Gewertet wird grundsätzlich die Bruttozeit. Insbesondere, wenn die Routen sehr lang sind – was auf dieser Plattform keine Seltenheit ist –, zählen (Schlaf-)Pausen also zur Rekordzeit hinzu.

Natürlich könnte man, bspw. Strava-Segmenten entsprechend, einfach die eigene Hausrunde als Route definieren, um dort einen Rekord aufzustellen. Die wichtigste Regel für die Erstellung offizieller Strecken ist aber, dass die Route „bemerkenswert“ und „deutlich gekennzeichnet“ ist, sodass es auch für andere von Interesse ist, die Route zu absolvieren. Kurzzeitig hatte ich etwa überlegt, den Rundweg um Dietzenbach auf der Plattform einzureichen, habe davon aber Abstand genommen, weil die Tour einfach nicht außergewöhnlich ist.

Auch Strecken, auf denen Rennen ausgetragen werden, eignen sich nicht als FKT. Verantwortlich für die Pflege der Streckenrekorde ist in diesem Fall der Veranstalter.

Die Wertung der Routen

“The best routes: what are they, who did them, and how fast?”

fastestknowntime.com

Eine Rangliste gibt es nicht: nur die schnellste Zeit wird aufgeführt. Davon gibt es für jedes Geschlecht drei Kategorien: „supported“, „self-supported“ und „unsupported“. Wer „supported“ gelaufen ist, hatte unterwegs Unterstützung. Das kann von nur einer Wasserflasche, die gereicht wurde, bis hin zur Vollverpflegung reichen. Wer einen Supported FKT aufstellen will, muss übrigens auch schneller sein als die anderen Zeiten, weil man entsprechend die größtmöglichen Vorteile hat.

Wer „self-supported“ unterwegs war, hat sich eigenmächtig verpflegt, war also beispielsweise kurz im Supermarkt oder hat sich an der Tankstelle eine Cola geholt. Ebenso ist es möglich, vorher Proviant auf der Strecke zu deponieren.

Wer schließlich „unsupported“ gewertet werden will, muss völlig ohne Hilfe von außen auskommen. Alles, was gebraucht wird, muss mitgetragen werden.

Wer auf einer offiziellen Route eine neue Bestzeit versucht hat, aber gescheitert ist, soll dennoch kein Stillschweigen wahren. Man ist eingeladen zu kommentieren, um andere am Versuch und der Beliebtheit der Strecke teilhaben zu lassen.

Der Versuch einer Fastest Known Time als Alternative?

In meinem letzten Pro und Kontra auf laufreport.de hatte ich ausführlich dargelegt, warum virtuelle Wettkämpfe für mich keine wirkliche Alternative darstellen. Dennoch möchte ich jetzt eine (oder mehrere) Fastest Known Time versuchen. Zwar sagt der Name, dass es genau darum geht: auf einem bestimmten Abschnitt einen Streckenrekord aufzustellen. Und da ist es natürlich (sogar recht einfach) möglich, zu betrügen. Zumindest ist aber die Strecke festgelegt und somit in dieser Hinsicht der Rahmen für alle gleich. Manchmal muss man eben vom Guten ausgehen und darauf vertrauen, dass die Mitsportler sich genauso fair verhalten wie man selbst.

Außerdem geht es mir gerade bei der Fastest Known Time um die Routen, die laut Definition außergewöhnlich sein sollen. Wie auch sonst reizt es mich auch hier besonders, neue Pfade und Gegenden kennenzulernen!

Die nächsten Ziele

Beim Tempotraining am Patershäuser Feld
Erst Tempo aufnehmen, dann Rekorde versuchen

Losgehen soll es damit sofort. Johannes hat bereits vorgeplant, mit ihm zusammen plane ich am Fronleichnams-Wochenende einen sportlichen Doppelschlag: am Samstag wiederholen wir unseren 5-km-Tempotest (diesmal auf der Bahn), am Sonntag wollen wir die Fastest Known Time auf dem Rheingauer Klostersteig verbessern.

Mehr oder weniger kurzfristig reizen würden mich außerdem der kleine Mainzer Höhenweg sowie der Schinderhannes-Steig. Vermutlich überzeugt mich Johannes auch noch vom Rheingauer Gebückwanderweg und auch den Frankfurter Grüngürtel wollte ich schon immer einmal fußläufig zurücklegen.

Und dann sehen wir mal, wie sich die weltweite Lage weiterentwickelt hat: ob wir unsere eigenen Rennen fortführen müssen oder wir wieder gemeinsam an der Startlinie stehen dürfen. Toi, toi, toi!