Frankfurt liegt, wie einst von Hölderlin beschrieben, "in naher Ferne" von Bad Homburg

FKT auf der Rundroute um Bad Homburg

Wenn ich an Bad Homburg denke, denke ich zuerst an unseren Ausflug, um dort unsere Eheringe zu kaufen. Auch denke ich natürlich an die Hohemark, von wo so manch profilierter Lauf durch den Taunus begonnen hat. Entsprechend gilt es, ein anderes Bild von der Stadt zu bekommen. Genau darum geht es mir vor allem bei den FKT-Abenteuern: neue Strecken und Gegenden zu entdecken. Und weil ich mir etwas Extramotivation für den langen Lauf versprach, wollte ich die vergleichsweise sehr kurze FKT auf der Rundroute um Bad Homburg angehen.

Die Grundvoraussetzungen standen ähnlich wie für den Grünen Ring um Hannover: Svenja hat das ganze Wochenende eine Fortbildung und ich entsprechend viel Zeit für verrückte Ideen. Denn wie das immer so typisch für den Ironman-Sonntag in Frankfurt ist, waren die Temperaturen fürs Laufen eher suboptimal. Mit Schatten geizte die Strecke eher, entsprechend nahm ich die Weste nicht nur als Stauraum für Handy und Schlüssel, sondern außerdem für zwei Softflasks mit, was sich als ziemlich gute Idee herausstellte.

Schon beim Einlaufen sah ich bereits „in naher Ferne“ wie einst Friedrich Hölderlin Frankfurt und lief erste Meter auf dem Hölderlinpfad. Um die Mainmetropole sollte es heute aber wirklich nicht gehen, vielmehr um Bad Homburg mit der Bäderarchitektur der Jahrhundertwende, dem Kurpark, dem Weißen Turm und dem Landgrafenschloss. Um all das lief ich herum, genau wie um die Spielbank und die 1908 vom Kaiserpaar Wilhelm II. und Viktoria eingeweihte Erlöserkirche. Auch auf der Rundroute bekommt man aber etwas vom Bad Homburg Flair mit:

Die Rundroute um Bad Homburg

Bad Homburg: vor der FKT
Vor dem Lauf

Los ging es für mich, wie auf der zugehörigen FKT-Seite vorgeschlagen, am Kronenhof, den ich mit schönen Erinnerungen verbinde. Zunächst macht die Strecke einen großen Schlenker, um die Straßenquerung der Zeppelinstraße zu vermeiden. An sich ist das eine gute Idee, als Orientierungsläufer tue ich mir mit solchen Umwegen allerdings schwer – besonders, weil später noch so manche Straße überquert werden musste, wozu es Glück mit dem Verkehr braucht. Nun gut, ich folgte einfach der Strecke und hatte bald den Auto-lastigen Anfang überwunden und war in den Feldern in Richtung Kleiner Tannenwald unterwegs.

Der Untergrund eignete sich zwar ebenso zum schnellen Laufen wie auch zum Radfahren, schon ging es aber (für mich) mächtig bergauf. Immer wieder hatte ich im ersten Drittel die als „rolling hills“ bezeichnete Strecke des Boston Marathons im Kopf, die auf der Karte auch flach aussieht, es aber mächtig in sich hat.

Dennoch blitzte hier und da das bereits erwähnte Flair vom umlaufenen Bad Homburg durch: mal passierte man eine aufwendig gepflegte Parkanlage, mal eine Villa in mondäner Kurbadarchitektur, mal ein Fachwerkhaus. Ich kam auch an einer Baumschule vorbei, wo die Pflanzen in den irrwitzigsten Figuren geschnitten waren. Der Kurpark in Bad Homburg selbst umfasst übrigens 44 Hektar und entstand ab 1854 nach den Vorstellungen des königlich-preußischen Gartenbaudirektors Peter Joseph Lenné. Zuletzt war Bad Homburg durch das Tennisturnier von Angelique Kerber in den Schlagzeilen, auch Golf wird dort eigentlich schon immer gespielt. Den ältesten Golfplatz Deutschlands quert man übrigens auch auf der Rundroute.

Kein leichter Beginn

Die Rundroute um Bad Homburg
Die Rundroute um Bad Homburg auf strava

Bevor man den Golfplatz erreicht, läuft man noch auf der Tannenwaldallee, welche vom Schloss aus bis hoch in den Taunus führt. Und während die Hügel weiterhin rollten und ich mich zuweilen durch viele Sonntagsausflügler*innen schlängelte – darunter auch das bekannte Gesicht von Felix entdeckte, der sich nach einer frühen Taunusrunde bereits auf dem Heimweg befand – verwunderte mich die erste Zwischenzeit (ich hatte mir die automatische Runde bei meiner Uhr auf 5 km gestellt) nicht: ganze 21’00 Minuten hatte ich gebraucht! Ich hatte mir die Strecke leichter und die Beine fluffiger vorgestellt. Am Ende wurde es ein guter Tempodauerlauf im Rahmen des Halbmarathontrainings, für die FKT gibt es aber noch Potential.

Im Verlauf der Strecke hatte ich immer wieder den Eindruck, bestimmte Abschnitte bereits gelaufen zu sein. Sicher war ich mir meist allerdings nicht. Beim Sportzentrum Nord-West hingegen warteten einmal mehr gute Erinnerungen: hier war ich im Sommer 2013 bei den hessischen Meisterschaften 15:51,94 min über 5000 m gelaufen und hatte immerhin Alexander Hirschhäuser hinter mir lassen können, der mittlerweile absolut beeindruckende Bestzeiten (14’17 / 29’33 / 1h04’31 / 2h18‘53) vorweisen kann.

Der schönste Teil der Strecke um Bad Homburg

Acht Kilometer waren am Stadion gelaufen, im Anschluss wurde ich für die bereits überwundenen Höhenmeter mit einem wunderbar weiten Blick ins Tal belohnt. Weiterhin wellig ging es dann durch den Hardtwald, bevor es fast durchgängig bis nach Ober-Erlenbach bergab ging. Das war zwar gut fürs Tempo (auf den zweiten Abschnitt in 20’32 folgte der dritte in 19‘51), der schönste Teil der Strecke lag damit aber leider hinter mir. Immer öfter mussten in der Folge mitunter große Straßen überquert werden. Manchmal hatte ich Glück und musste nur leicht herausnehmen, um nach lästigen Blechkisten Ausschau zu halten, mehrmals musste ich allerdings auch abstoppen. Weil für die FKT nur die Gesamtzeit zählt, ist das noch ärgerlicher als sonst.

Nach dem Lauf
Nach dem Lauf

Überhaupt war die Strecke nach dem ersten schönen Abschnitt im Nordwesten Bad Homburgs sehr urban, sodass sich mir der Eindruck aufdrängte, dass man die Rundroute eigentlich deutlich schöner führen können müsste. Immerhin bestand die Verbindung ins heimische Laufrevier: immer wieder lief ich Abschnitte der Regionalpark Rundroute, die auch durch Dietzenbach und Heusenstamm führt.

Bald schon war dann glücklicherweise der Südring überquert (vierter Abschnitt: 20‘35), die letzten Kilometer gingen zwar am Taunengraben leicht bergan, aber fernab von Autoverkehr. Das Gute daran, wenn die FKTs keine Ultras sind, ist schließlich nicht nur der geringere zeitliche Aufwand, sondern außerdem, dass sich die letzten Kilometer deutlich weniger ziehen. Nachdem die Brücke unter der Pappelallee durchquert war, kannte ich die letzten Meter bereits vom Einlaufen. Nach 1h37’56 war die FKT auf der Rundroute um Bad Homburg perfekt.

Wieder neue Wege entdeckt, wieder was gelernt. Ein letzter Fakt zum Schluss: den Titel „Bad“ schmückt die Stadt Homburg vor der Höhe seit 1912.