Drei Monate gemeinsame Elternzeit, drei Monate Zeit zu dritt. Davon wollen wir 13 Wochen unterwegs sein: mit dem Camper soll es durch den Osten Frankreichs und das Zentralmassiv bis ganz in den Süden ans Mittelmeer gehen. Dort ist geplant, am Wasser entlang weiter bis nach Pisa zu fahren, um dann auf die andere Seite des italienischen Stiefels zu wechseln. Anschließend wollen wir über den Gardasee, Südtirol, Österreich und den Bodensee wieder in die Heimat zurückkehren. Es soll ein Abenteuer für unsere kleine Familie werden, mit vielen neuen Eindrücken, gemeinsamen Erinnerungen und tollen Erfahrungen, die wir nie vergessen werden. Nach über einer Woche Landschaftskino und Luxus im Hotel in Völs am Schlern mit Oma und Opa erwarteten uns luftige Höhen in Vals-Mühlbach.
Wie wenig man im Auto von seiner Umgebung mitbekommt, merkten wir auf unserer Fahrt nach Vals-Mühlbach im Jochtal. Obwohl es aus Völs am Schlern gefühlt fast nur bergab ging, waren wir an unserem Ziel mit 1350 m über NN etwa 500 Meter höher als zuletzt. Wie steil es gerade auf dem letzten Stück aus Vals hinauf zu unserem Campingplatz ging, merkte ich viel mehr beim Laufen.
Diese Höhe machte sich vor allem temperaturtechnisch bemerkbar: zwar war es in den richtig heißen Stunden tagsüber noch auszuhalten – tatsächlich lief ich zwei Mal während Jespers Mittagsschlaf und hatte sogar ein T-Shirt an –, dafür war es in unserer ersten Nacht knackig kalt. Bis auf 9° C sank das Thermometer, sodass wir wieder die dicken Schlafsäcke auspackten.
Bergidylle in Vals?
Wir hatten also nicht nur Hotel-Luxus gegen die Einfachheit des Campingplatzes sowie ein „ö“ durch ein „a“ im Dorfnamen getauscht, sondern trotz der örtlichen Nähe – den jüngst bestiegenen Plattkofel erkannten wir aus der Ferne – eine ganz andere Umgebung um uns herum. Vals, beziehungsweise unser Campingplatz, den es erst seit zwei Jahren gibt und der entsprechend mit tollen Sanitäranlagen glänzt, liegt ganz am Ende eines Tals, das beiderseits von hohen, mit Nadelbäumen bewachsenen Berghängen umschlossen wird. Diese sorgen dafür, dass die Sonne bereits zeitig untergeht. In der Mitte fließt ein malerischer Bergbach. Mit der Vielzahl an domestizierten, tierischen Bewohnern (Hühner, Gänse, Kühe, Pferde, Ziegen, Schafe, Hunde und Lamas) hätte es sehr idyllisch sein können, wären da nicht die vielen Trikottragenden gewesen, die scheinbar so gar nicht in diese Umgebung passten.
Doch wie es der Zufall wollte, reiste zur gleichen Zeit wie wir der italienische Serie-A-Fußballclub aus Bologna an, um im kleinen Vals ein Trainingslager abzuhalten. Lustigerweise interessierten sich viele derjenigen, die im Bologna-Trikot ziellos durch die Gegend irrten, während des Freundschaftsspiels gegen die örtliche Fußballmannschaft so gar nicht für das Spiel mit dem Ball.
Luftige Höhen, sonnige Berge
Während eines meiner Läufe bekam ich zu spüren, wie steil die umliegenden Hänge sind. Auf dunklen, von Spinnenweben überzogenen Pfaden geht es mitunter fast senkrecht hinauf, nur um oben im nächsten Tannenwald zu landen. Lediglich durch einen herrlichen Blick zurück auf den Schlern wurde ich belohnt.
Neben schönen Wanderungen im Tal nahmen wir deshalb einmal die Seilbahn, um zu dritt ganz nach oben in die sonnigen Höhen zu fahren. Auf einem Spazierweg ging es bei herrlichem Fernblick bis zum Stoanamandl, von wo aus wir zurück in die Dolomiten und voraus in Richtung Alpen sehen konnten. Lediglich die Skipisten hinterlassen dort oben auch im Rest des Jahres ihre Spuren. Mit dem Wetter hatten wir dieser Tage Glück, insbesondere mit Blick auf die Unwetter der letzten Tage.
Nachdem wir nun wirklich die Strände gegen die Berge getauscht hatten, war es im Restaurant Zeit, einmal nicht die hiesige, weltbeste Zitronenlimonade zu bestellen, sondern den ersten Almdudler unserer Reise zu trinken. Prost, als nächstes erwartet uns Österreich!
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