Die Wilde Gutach in Simonswald

Simonswald – Logbuch Elternzeit, Station 23

Drei Monate gemeinsame Elternzeit, drei Monate Zeit zu dritt. Davon wollen wir 13 Wochen unterwegs sein: mit dem Camper soll es durch den Osten Frankreichs und das Zentralmassiv bis ganz in den Süden ans Mittelmeer gehen. Dort ist geplant, am Wasser entlang weiter bis nach Pisa zu fahren, um dann auf die andere Seite des italienischen Stiefels zu wechseln. Anschließend wollen wir über den Gardasee, Südtirol, Österreich und den Bodensee wieder in die Heimat zurückkehren. Es soll ein Abenteuer für unsere kleine Familie werden, mit vielen neuen Eindrücken, gemeinsamen Erinnerungen und tollen Erfahrungen, die wir nie vergessen werden. Nach zwei Nächten in der Schweiz ging es zum ersten Mal seit drei Monaten zurück nach Deutschland, nach Simonswald.

Endlich wieder in Deutschland! Endlich hat das Auto wieder Priorität, wird man an der Theke der Bäckerei wieder grummelig begrüßt und kann nur in bar bezahlen! Nun, ganz so schlimm ist es im eigenen Land natürlich nicht, also genug der Lästerei! Es war teilweise schön und teilweise komisch, wieder zurück „daheim“ zu sein. Plötzlich waren die Schilder der Bundesstraße wieder gelb. Im Supermarkt gab es die gewohnten Produkte zu kaufen. Und der Müll wurde wieder ordentlich getrennt.

Willkommen zuhause

Über die Grenze fuhren wir gefühlt zwei Mal: erst gab es eine Zollstation der Schweiz, eine langgezogene Kurve später eine weitere von Deutschland. Beide Male waren nur 20 km/h erlaubt, beide Male war keine Zöllner-Seele weit und breit zu sehen. Dann stand dort dieses Schild am Straßenrand, das „Bundesrepublik Deutschland“ titelte. Schon waren wir wieder in Deutschland. So unspektakulär wie unglaublich, dass wir drei Monate im Ausland unterwegs waren.

Aber wie sich das gehört, wurden wir von einer Baustelle begrüßt. Herzlich willkommen!

Allzu viel weiter fuhren wir nicht, unser Ziel war Simonswald. Simonswald im Schwarzwald, gelegen an der Deutschen Uhrenstraße, in einem Tal mit Mühlen, alten Brotbackholzöfen und Herstellern von Kuckucksuhren, sowie einem idyllischen Fluss – die Wilde Gutach – der mit glasklarem Wasser und kleinen Stromschnellen zwischen moosbedeckten Steinen Bergbachcharakter hatte.

Simonswald im Schwarzwald

Um Missverständnissen vorzubeugen: der Schwarzwald ist gar nicht schwarz. Viel eher grün, in allen nur vorstellbaren Nuancen, mitunter abwechselnd mit gelben Feldern, braunen Kühen, weißen Störchen, kristallklarem Wasser und grauen Wolken. Ja, grau, denn wegen des Wetters hatte es sich auch diesmal gelohnt, eine Ferienwohnung zu wählen. Wie in der Schweiz regnete es mal weniger und mal mehr. Im Zelt hätte das keinen Spaß gemacht.

Aber Svenja hatte uns eine sehr schöne Ferienwohnung ausgesucht. So wurde es eine äußerst angenehme letzte Station unserer Reise. Nachdem wir noch am ersten Tag hinauf zur Kopfkrainkapelle gingen und von dort einen guten Überblick über das Tal bekommen hatten, unternahmen wir an den anderen beiden Tagen kürzere Spaziergänge am Fluss, um entweder in einem Café oder auf einem Spielplatz zu landen. Einmal pflückten wir auch Pflaumen. Unsere Abschlusswanderung der Reise führte uns am Hang entlang – sodass man vom Blätterdach vor dem Regen geschützt hin und wieder auf Simonswald hinabblicken konnte – flussaufwärts, sodass wir auf bekanntem Weg zurückgehen konnten.

Ein letzter Lauf in Simonswald

Nachdem mein erster Lauf in Simonswald eher straßennah verlief, wählte ich für meinen letzten Lauf der Elternzeitreise etwas mehr Höhenmeter. Bei der Routenwahl bekleckerte sich strava zum Abschluss leider nicht mit Ruhm, obwohl ich mich bisher sonst stets gut beraten gefühlt hatte. Aber als Orientierungsläufer ist mir natürlich kein Dickicht zu dicht, keine Dorne zu spitz und kein Geäst zu stabil. Nachdem ich mir bei einem kurzen Stopp zwei Zecken vom Bein gepflückt hatte, wurde die Route schöner: zurück im Tal sah ich auf einem Feld gar zehn Störche!

Nach 23 Stationen zurück nach Hause

Schließlich hieß es ein letztes Mal aufräumen und zusammenpacken. Die letzten Tage unterwegs waren passé. Auf uns wartete eine letzte Fahrt zurück in die Heimat. Mit frisch gewaschener Wäsche, mit Liebe im Herzen und wunderbaren Erinnerungen an drei gemeinsame Monate.