Nach der Saisonpause und dem relativ mühsamen Wiedereinstieg ins Training war es Zeit, wieder ins Wettkampfgeschehen einzugreifen. Was eignete sich dafür besser als ein Orientierungslauf im Darmstädter Bürgerpark? Ein Doppelsprint stand an, also zwei separate Läufe über eine Strecke von einer Luftlinie von circa drei Kilometern. Der Start- und Zielbereich war mir gut bekannt: Am Nordbad hatte ich zu Studienzeiten oft geparkt, um von dort mit dem Rad zur Uni zu fahren. Und wenn man die Bahnsaison bei der Darmstädter Bahneröffnung beginnt, parkt man auf dem bewussten Parkplatz, um von dort ins Stadion zu spazieren.
Wie das immer so ist, hieß Ortskenntnis jedoch noch lange nicht, dass ich mich schnell auf der Karte zurechtfand. Manchmal scheint es mir, als wäre es besser, wenn man das Gebiet überhaupt nicht kennt. Vielleicht schaue ich dann anders auf die Karte. So passierte beim ersten Lauf, was im Orientierungslauf nie sein sollte: ich wusste nicht, wo ich bin.
Massenstart beim ersten Lauf
Dass alle gemeinsam starten, hatte ich bisher noch nicht erlebt. Normalerweise hat jeder seine eigene Startzeit und läuft dann mit der eigenen Routenwahl und dem eigenen Tempo von Posten zu Posten. Lediglich hin und wieder sieht man eine Konkurrentin oder Konkurrenten, weiß aber nicht, wo im Rennen sich der- oder diejenige befindet. Entsprechend hektisch ging es diesmal los: Das komplette männliche Starterfeld lief gleichzeitig los, dabei die Karte für den ersten Lauf umdrehend.
Der erste Posten war für alle gleich. So weit, so gut. Hinter dem ersten Gebäude war dieser auf der Karte klar ersichtlich. Weil ich den Anschluss nicht verlieren wollte, blieb ich an den Führenden dran, ohne allerdings den zweiten Posten zu finden. Dieser war ein Doppelposten, also Posten 2 und 11, sodass ich in der Eile immer wieder den Punkt verlor, wo ich hinlaufen wollte. Bis ich irgendwann an einem anderen Posten stand und nicht mehr wusste, wo ich war. Dumm gelaufen.
Nach endlosen acht Minuten – in denen ich auch ans Aufgeben dachte, weil der Zeitverlust einfach viel zu groß war – hatte ich schließlich den richtigen Posten gefunden. In der Folge lief es deutlich besser, weil ich mich jetzt wieder in die Karte eingefunden hatte. Kreuz und quer ging es durch den Bürgerpark, über Wege und Wiesen, am Stadion vorbei und schließlich zurück ans Nordbad. Es machte Spaß, mit hohem Tempo die Posten im Vorbeilaufen zu stempeln.
Es lief gut, sobald ich mit der Karte alleine war. Das muss ich mir für den nächsten Massenstart unbedingt merken: dass ich viel mehr bei mir selbst bleiben muss. Nun gut, im OL definiere ich mich immer noch als Anfänger.
Mein erster Fehlstempel im Bürgerpark
Hätte man gedacht, dass es eigentlich nicht schlechter laufen kann, als dass man bei einer Gesamtzeit von guten zwanzig Minuten ganze acht für einen einzigen Posten aufwendet, so irrt man: Es geht noch schlechter.
Nachdem ich mich erneut warmgelaufen hatte – in der Pause zwischen den Läufen kam man doch glatt ins Frieren, was ich nach dem heißen Sommer als durchaus angenehm empfand – konnte es wieder losgehen. Auf ein Neues!
Beim zweiten Sprint durch den Bürgerpark war alles wie gewohnt: Jeder hatte seine eigene Startzeit. Ich fand mich auch gleich in die Karte ein und lief zum ersten Posten nur einen kleinen Umweg. Zum Zweiten lief ich den Berg von der falschen Seite an und beim Dritten dachte ich zunächst, in die falsche Richtung zu laufen. Aber dann war ich gut unterwegs. Zwischen den Läufen hätte ich mehr essen sollen, denn diesmal bremste mich die fehlende Energie mehr als das Orientieren, aber alles in allem dachte ich, einen soliden Lauf gemacht zu haben. Der einzige gröbere Fehler unterlief mir bei Posten 9, als ich kurzfristig ins falsche Gebüsch sprang, bevor ich meinen Fehler nach einem Blick auf den Kompass korrigierte.
Im Ziel wurde mir jedoch keine Endzeit bescheinigt, sondern der Status Fehlstempel ausgegeben. Das war mir noch nie passiert! Und auch wenn ich mir die Karte erneut in Ruhe anschaute, war ich überzeugt davon, zu Posten vier gelaufen zu sein. Doch die GPS-Daten bestätigten, dass ich diesen einfach ausgelassen hatte: Ich war von Posten drei direkt weiter zu fünf gelaufen. Das war wohl eindeutig nicht mein Tag!
Immerhin hatte ich es noch vor dem Regen ins Ziel geschafft, der kurz darauf geradezu sintflutartig über dem Bürgerpark hereinbrach. Und Spaß hat es natürlich trotzdem gemacht!