Jede Läuferin und jeder Läufer, der sich ernsthaft vorbereitet, um seine eigenen Grenzen auszuloten und persönliche Bestzeiten aufzustellen, wird trainingstechnisch vernachlässigt. Die Industrie hat sich auf den Hobby- bzw. Breitensportler eingestellt. All die vielen Trainingsbücher und -pläne beschränken sich aufs „fit werden“ oder Marathon“finishen“. Auch in der deutschsprachigen RunnersWorld geht es neben der ganzen Werbung eher um Unterhaltung als um wirkliches Trainingswissen. Zwar gibt es in Amerika beispielsweise durch den Blog und das Buch von Steve Magness oder auch das Forum auf letsrun.com, in dem Canova persönlich mitdiskutiert, erste Ansätze zum Verstehen der leistungsbezogenen Trainingsansätze – in Deutschland hingegen ist man entweder auf systematisches Ausprobieren angewiesen oder aber muss sich (gegen Entgeld) einem oft persönlich unbekannten, alteingesessenen Trainer unterwerfen. Die einzelnen Trainingsziele sind dann natürlich nicht erklärt. Als Ausnahme könnte noch die „Leichtathletik Coaching Academy“ bezeichnet werden, wobei dort oft das deutsche System an sich angegriffen wird.
Dabei kann man doch erst dann richtig auf den eigenen Körper hören und das Programm so umsetzen, wie gedacht, wenn man ein eigenes Verständnis für das, was man ausführt, entwickelt hat. Wie viel motivierter ist man doch für die exakte Ausführung, wenn man weiß, auf was genau es mit den einzelnen Trainingsbausteinen ankommt, welche Reaktionen man dem Körper entlocken will. Wenn wir wissen, wie wir laufen. Nur durch Verstehen werden regenerative Einheiten ausreichend langsam gelaufen und harte Programme bis zum Schluss durchgeboxt. Nur durch Verstehen trainieren wir mit einem Ziel und absolvieren nicht nur deshalb Programme, weil sie andere auch gemacht haben.
Es gibt doch bereits so viele, die für sich selbst die unterschiedlichsten Trainingsmethoden in allen Kombinationen ausprobiert haben – nur werden die Schlussfolgerungen oft entweder nicht weitergegeben oder aber von der nächsten Generation falsch aufgenommen und eher als Tadel denn als konstruktive Kritik, die weiterbringen soll, verstanden. Ich möchte deshalb den Versuch starten, einen für alle gewinnbringenden Austausch anzuregen. Theorie und Praxis sollen dabei gleichberechtigt nebeneinander stehen – beides wird in der Rubrik „Training“ aufgelistet.
Die Artikel, die ich nach bestem Gewissen recherchiere, sollen als Anregung und dann vor allem als Grundlage für eine Diskussion dienen. Für die Praxis will ich jede Woche mein eigenes Training zusammenfassen und ebenso zur kritischen Analyse freigeben. Ich erhoffe mir neue Ideen, Reize und Denkansätze für alle Leser wie natürlich auch für mich selbst. Denn nur der Austausch bringt uns alle weiter und resultiert schlussendlich in einer perfektionierten Leistungsfähigkeit von euch, mir und unseren Athleten. Vielleicht entstehen sogar revolutionär neue Trainingskonzepte.
Also dann: lest, hinterfragt, vergleicht, erzählt, hakt nach, diskutiert, probiert aus – kritisiert! Als erste Diskussionsgrundlage folgen abschließend die Aufzeichnungen der letzten vier Wochen vor Berlin. Laufen hilft!
Anmerkung: eine genaue Definition der einzelnen Abkürzungen und Begrifflichkeiten folgen Mitte nächster Woche.
KW 10
Tag | Datum | Einheit | Bemerkung | km |
Mo | 02.03.15 | 1) 79‘ (3‘59/km) inkl. 6×16 AFS, 2×12 SS, 8 Surges + 3 STL 2) 26’ DLreg |
Euphonie der Vögel | 20/5,5 |
Di | 03.03.15 | 1) 41’ easy 2) Hallentraining Ffm Kalbach: 19′ EL – ABC – 2STL – 3x(3×400, 2×200 [70″,70″,45″,60″]) [3×14 AFS (insg. 7/9′)] – 9′ AL; im Schnitt 70-70-66-32-31 |
Die unterschiedlichen Geschwindigkeiten resultieren aus verschiedenen Aufgabenstellungen während der Tempoläufe (Stil, Frequenz) | 9/11 |
Mi | 04.03.15 | 18 km TDL | 18’10 – 18’23 – 18’22 – 10’43 = 18 km in 1h05’38“ (3’39/km) | 24 |
Do | 05.03.15 | 94’ DLreg | 20 | |
Fr | 06.03.15 | 1) 27’ nüchtern 2) Stabi |
5 | |
Sa | 07.03.15 | 1) 34’ DLreg 2) Intervalle, lang: 3-2-1-3-2-1-3 km[3′] |
10’07-6’55-3’22-10’21-6’57-3’18-10’49 | 7/24,5 |
So | 08.03.15 | 2 h easy | hügelig; 4’11/km | 29 |
Summe: 155 |
KW 11
Tag | Datum | Einheit | Bemerkung | km |
Mo | 09.03.15 | 1) 85‘ (4‘17/km) inkl. 5×16 AFS, 3×12 SS, 8 Surges + 3 STL 2) 30’ locker Rad |
nach gestern etwas Schonung | 20/2 |
Di | 10.03.15 | 1) 42’ easy 2) Hallentraining Ffm Kalbach: 21′ EL – ABC – 2STL – 600,800,1200,800,600,5×200[2′,2’30,3′,2’30,5′,4×1′]-10′-Stabi |
Im Bereich 3’/km bzw. 33“ für die 200er | 9/11 |
Mi | 11.03.15 | 1) 34′ DLreg 2) 18 km TDL |
18’11 – 18’24 – 18’38 – 10’55 = 18 km in 1h06’10 | |
Do | 12.03.15 | – | Ruhetag | – |
Fr | 13.03.15 | 1) 93′ nüchtern 2) Stabi |
4’31/km | 21 |
Sa | 14.03.15 | 5km[8′]+10×3′[90“] | 17’12; ~3’25/km | 24 |
So | 15.03.15 | 2h48′ DLreg + 3STL | hügelig; 4’43/km, nüchtern | 36 |
Summe: 156 |
KW 12
Tag | Datum | Einheit | Bemerkung | km |
Mo | 16.03.15 | 1) 53′ easy + 3 STL 2) 30’ locker Rad + Stabi |
Beginn der Taperingphase; 4’33/km | 12/2 |
Di | 17.03.15 | 1) 42’ easy 2) Hallentraining Ffm Kalbach: 21′-ABC-2STL-7×600[2′][6′]3×200[1′]-9′-Stabi |
1:(48.0-49.3-51.5-50.5-49.2-49.4-47.4) – 33.1-33.1-32.8; Durch die langen Pausen nur semi-anstrengend; gut gerollt. | 9/11 |
Mi | 18.03.15 | 54′ DLreg + 3 STL | 4’42/km | 12 |
Do | 19.03.15 | 1) 15 km TDL 2) Stabi |
Idealer letzter Test vor Berlin: 17’43-17’52-17’35 = 53’10 (knapp 3’33/km) | 20 |
Fr | 20.03.15 | 72′ mit Manu und Stephan | je 3 km E/AL, 10 km in 4’15/km | 16 |
Sa | 21.03.15 | – | Ruhetag | – |
So | 22.03.15 | 71′ easy | 4’24/km | 16 |
Summe: 98 |
KW 13
Tag | Datum | Einheit | Bemerkung | km |
Mo | 23.03.15 | 1) 50′ easy inkl. 3×12 AFS und 3 Surges + 3 STL 2) 30’ locker Rad + Stabi |
KA-Refresher; 4’17/km | 12/2 |
Di | 24.03.15 | 1) 41’ easy 2) Hallentraining Ffm Kalbach: 20′-ABC-2STL-4x800cresc.[2′][4′ mit 3x10SS]2×600(50/50)[90″][3′ mit 2x10AFS]2×400 Ins&Outs[2′]-11′-Stabi |
2’25.3-2’26.9-2’27.8-2’27.5-1’53.0-1’50.1-68.9-67.9. Gut. | 9/11 |
Mi | 25.03.15 | 50′ easy + 3 STL | 4’26/km | 11 |
Do | 26.03.15 | 46′ inkl. 5×30“[2-3′] | Spannungsaufbau | 10 |
Fr | 27.03.15 | – | Ruhetag | – |
Sa | 28.03.15 | 33′ + 3 STL | Anschließend Fahrt nach Berlin | 7 |
So | 29.03.15 | 1) 11′ easy + kurz ABC 2) 13′ EL; Berlin Halbmarathon |
1h11’18“ (16:42-17:08-16:46-17:04-3:38) Rennbericht |
2/3/21 |
Summe: 88 |
Vielen Dank für diesen intensiven Einblick deinen Trainingsalltag, aber was ist Euphonie der Vögel?
Viel schönes Vogelgezwitscher – der Frühling kommt!
Schön dass du dein Training postest, aber kannst du bitte noch eine Legende für die Abkürzungen bzw. englischen Begriffe einfügen? Keine Ahnung was AFS, STL bedeutet…
Kommt am Mittwoch!