Im Ziel klaube ich mir zuallererst eine Raupe von der Hose. Dann ziehe ich mir einen Stachel aus dem linken Zeigefinger. Anschließend begutachte ich den Rest. Die rechte Hand ist matschig, die Arme sind dreckig, die Hose ist voller Dornen, die Socken sind durchweicht und die Kappe hat Striemen abbekommen. Stephan hat seine Socke auf Knöchelhöhe längs aufgerissen und eine mächtige Schramme am Knie. Die letzte Stunde war offensichtlich ein großer Spaß! Der Orientierungslauf am Schneckenberg – unweit des Stadions der Offenbacher Kickers auf dem Bieberer Berg – war ein wilder Ritt.
Eigentlich hatten wir uns zum Frühstücken verabredet. Schließlich war das Wetter schlecht. Warum nach draußen gehen, wenn es windet und stürmt? Nun, irgendwann ist auch das letzte Brötchen aufgegessen, der Obstsalat verspeist und auch der zweite Kaffee ausgetrunken. Da ist es eine schöne Abwechslung, sich die Beine zu vertreten. Und den Jungs tut die frische Luft auch gut. Und weil es in Offenbach besonders schön ist, fuhren wir auf den Bieberer Berg.
Die Deponie heißt Schneckenberg
Ein wenig fühlte es sich an, als ginge es zum Offenbacher Suppenschüsselcross. Diesmal war jedoch nicht der Leonhard-Eißnert-Park das Ziel, sondern der auf der anderen Seite des Kickers-Stadions gelegene Parkplatz. Von dort war der Weg zum Start ausgeschildert. Hinter den Bahnschienen beginnt ein großzügiges Waldgebiet, das sich um den Schneckenberg schmiegt. Dieser war einst ein Kalksandsteinbruch, der nach dem zweiten Weltkrieg erst mit Trümmerschutt und dann mit Haus- und Industriemüll verfüllt wurde. Heutzutage darf er wegen der austretenden Gase nicht mehr betreten werden, dafür sind auf der Südseite sage und schreibe 12.832 Solarmodule installiert.
Entsprechend führte uns die Karte auch nur um den Schneckenberg herum. Und das sehr vielfältig. Mal über breite Straßen und Feldwege, mal durch dichtes Gestrüpp. Obgleich ich einige Fehler eingebaut habe, war es ein schönes Training und Wiedereinstieg in den OL, sodass ich mich bei den nächsten Veranstaltungen wieder ein bisschen besser anstelle.
Der Pfingst-OL an Fronleichnam
In diesem Jahr wurde der Pfingst-OL der Gymnasion Offenbach auf Fronleichnam verlegt. Nicht wegen des Wetters, sondern weil an Pfingsten die deutschen Meisterschaften stattgefunden hatten. Auf der Langstrecke mussten 19 Posten auf 6,6 Kilometer Luftlinie gefunden werden.
Los ging es für mich gleich mit ordentlich Zeitverlust. Ich suchte zwar fast an der richtigen Stelle, nur eben auf der Straße und nicht auf dem hinter einem Wall liegenden Pfad. Sei’s drum – bis zum ersten Posten muss ich immer erst in die Karte finden. Zu Posten zwei ging es dafür umso besser. Und auch der Dritte war schnell gefunden. Zu diesem ging es zum ersten Mal durch dichteren Wald, den ich aber schnell wieder verließ, um an Feldern entlangzulaufen.
Weiter ging es über Straßen, die ich von größeren Fahrradtouren kannte. Nach fünf Posten war ich eigentlich gut im Laufen, nur dass ich zu Posten sechs prompt den nächsten großen Fehler einbaute. Nachdem es über eine große Wiese schnurgeradeaus in den Wald gegangen war, lief ich nach rechts statt nach links und verlor einige Minuten. Das kann vorkommen. Leider tat ich mir zu den nächsten beiden Posten mit der Orientierung schwer, die große, verlassene Straße, die es hin und her zu überqueren galt, verwirrte mich mit der Himmelsrichtung.
Das Unterholz des Schneckenberg
Dann aber ging es zurück in den Wald. Zunächst über Forstwege, sodass ich wieder ins Laufen kommen konnte. Endlich waren zwei Posten wieder schnell gefunden. An Posten elf lief ich zwar erst vorbei, sah ihn aber sofort, als ich mich umdrehte. Dort war der Wald leicht zu belaufen. Schwer wurde es erst anschließend.
Zu Posten zwölf führte zwar eigentlich eine Schneise, die aber durch ein Dickicht führte. Die dortigen Dornen rissen mir die Kappe vom Kopf, sodass ich zu Posten 13 direkt weiter auf den Weg wollte, um mir das Dickicht zu sparen. Leider landete ich mitten im nächsten Dornengestrüpp, das meine Schuhe und Beine nicht wieder hergeben wollte. Zum Glück hatte ich meine OL-Hose an, die sich als wirklich widerstandsfähig erwies. Bis auf zwei Kratzer auf dem linken Oberschenkel kam ich glimpflich davon, als ich mich schließlich freigekämpft hatte. Eine Machete wäre nicht schlecht gewesen!
Zum Abschluss ging es schließlich noch zu einer BMX-Strecke. Dort waren die Posten kreuz und quer verteilt. Obwohl ich bei den eingezeichneten Wegen nicht durchblickte, schaffte ich es irgendwie zu allen Posten. Zum ersten, zu dem ich gefühlt recht umständlich lief, sogar mit Zwischenbestzeit! Nach fünf Mal unerwartet zügigem Stempeln ging es auf die Zielgerade, auf der Stephan schon auf mich wartete, er war vor mir gestartet. In Summe waren wir etwa gleich schnell gelaufen, nur mit den Fehlern hatten wir uns lustigerweise von Posten zu Posten abgewechselt. Im Team hätten wir uns gut ergänzt!
Als nächstes freue ich mich auf den Weinberg-OL in Wörrstadt, wo das Orientieren meist leichter ist als im dichten Wald. Schlussendlich hatten wir zwar noch Glück mit dem Wetter, beim nächsten Mal darf aber gerne wieder die Sonne scheinen.
Der Überblick
Datum: Do, 30. Mai 2024
Ort: Offenbach, Deutschland
Wettkampf: Pfingst-OL goes Fronleichnam
Sprint: Luftlinie 6,6 km, 80 hm, 19 Posten
Zeit: 64:15 min
Platz: 8.
Crew: Svenja und Jesper, Nora, Stephan und Lino
Bild: Nora
Schuhe: Adidas Agravic Flow 2.0
Ernährung: –
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