Es gibt Läufe, da war ich gefühlt schon 100 Mal – und dann wiederum gibt es Läufe, die sind gleich um die Ecke und dennoch war ich dort noch nie am Start. Der Schwanheimer Pfingstlauf ist einer solcher Läufe.
Die Erklärung ist natürlich schnell gefunden. Denn normalerweise hat die Bahnsaison im Mai schon längst begonnen und der Fokus liegt auf schnellen Läufen auf rotem Tartan.
Dieses Jahr nicht, denn zur Zeit bin ich für Bahnwettkämpfe einfach zu langsam, außerdem ist da noch die Ferse, der die Spikes nicht gut tun.
Also will ich in diesem Jahr versuchen, beim Main-Lauf-Cup möglichst weit vorne zu landen. Dafür werden die besten fünf Ergebnisse aus zehn Rennen gewertet, Punkte gibt es nach Platzierung. Je weiter vorne, desto besser, die Zeit spielt keine Rolle. Und der Pfingstlauf in Schwanheim gehört zum Cup dazu, weshalb wir heuer also erstmalig die knapp halbstündige Autofahrt auf uns nahmen, um – wie viele andere auch – durch den Wald nordöstlich des Flughafens zu rennen.
Und ich muss sagen, ich habe anderes erwartet. Zum einen natürlich wegen der Nähe besagten Lufthafens, doch Sportplatz und Wald waren erstaunlich still. Von Fluglärm keine Spur.
Sehr unerwartet war allerdings die Streckenführung. Denn in der Ausschreibung wird mehrmals betont und fett hervorgehoben, dass die Strecke amtlich vermessen sei. Ein Aufwand, den man sich sparen könnte, denn um Bestzeiten geht es hier ganz sicher nicht.
Zwar wird auf einer breiten Straße gestartet, danach geht es aber in den Wald. Zuerst nach rechts, mit einer Schleife zurück, dann nach links und das selbe Spiel. Es kommen auch breite und gut belaufbare Abschnitte vor, dazwischen aber immer wieder Pfade, Anstiege und sich schlängelnde Wege. Zum Abschluss noch dreihundert Meter auf der Aschebahn. Sicher eine schöne Strecke, aber um Sekunden zu kämpfen lohnt sich hier nicht. Deshalb meine anderen Erwartungen und Unglaube.
Doch das machte natürlich nichts, denn von einer Bestzeitform bin ich derzeit weit entfernt. Wie gesagt wollte ich einfach nur möglichst weit vorne landen. Dabei muss „einfach“ allerdings in Anführungsstriche gesetzt werden, denn mit meinen Trainingskameraden Tilahun, Manu und Aaron waren gleich drei am Start, die derzeit einfach schneller sind.
So lief ich schließlich ohne Plan los und ließ mich vom Rennverlauf überraschen. Schon nach nur etwas mehr als einem Kilometer, als ich einen Sportskameraden, der offensichtlich viel zu schnell losgelaufen war, überholt hatte, war ich allein im Schwanheimer Wald. Manu war zwar noch in Reichweite, lief aber einen anderen Rhythmus als ich. Ich pendelte mich schnell um 3’30/km ein – was man als für den Untergrund zügig oder für die Streckenlänge als gemütlich bezeichnen kann, je nach Gehässigkeit. Während der ersten Schleife sah ich kaum jemanden, alle Zuschauer hatten sich vor dem Stadion versammelt, das man nach der ersten Schleife und ca. der Hälfte (17’23) der Strecke passierte. Eine schöne „Fan-Meile“!
Mittlerweile hatte sich einer der vier Führungsradfahrer zu mir zurückfallen lassen. Ein guter Service, sonst wäre ich mir an einigen Stellen ob der Richtung unsicher gewesen.
Der schaute sich aber erstaunlich oft um, warum nur? Alsbald wusste ich es, denn von hinten hörte ich Schritte, die immer näher kamen. Jetzt gab es zwei Optionen: anziehen, und gar nicht erst herankommen lassen oder aber das direkte Duell suchen. Ich erhöhte etwas den Takt, wurde bei km 8 aber dennoch von Christian Spaich eingeholt. Also das Duell!
Christian ging nicht vorbei, sondern passte sich meinem Rhythmus an. Vorteil für mich. Ich zog etwas an, jetzt lief Christian nicht mehr neben, sondern hinter mir. Spätestens jetzt war der Wettkämpfer in mir wieder erwacht, den vierten Platz würde ich absichern! Mit dem nächsten Antritt bei km 9 konnte ich wieder eine kleine Lücke reißen, die bis ins Ziel hielt. Nach 34’49 war ich fünf Sekunden vor Christian im Ziel.
Zusammengefasst zwar kein schnelles, aber ein Rennen, das Spaß gemacht hat. Die Siegerehrung lief sehr planlos und die Vermessung halte ich für vergeudete Liebesmüh (vielleicht weglassen und den Organisationsbeitrag senken?) – ansonsten ein schöner Nachmittag: für das Beisammenstehen zwar etwas kühl, für das Laufen schufen die Eisheiligen aber gute Bedingungen.
Vielen Dank für die Bilder an Jennifer und Matthias!
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