Am Donnerstag fahren wir nach Österreich. Ich freue mich schon: Bergpanorama, Wanderwege, wie man sie sich schöner nicht wünschen kann und unberührte Natur. Neben der Erholung im Kurzurlaub steht vor Allem auch unsere Traillauf-Premiere auf dem Programm. Svenja startet beim Montafon-Berglauf über ca. 10 km und 1300 Höhenmeter, ich werde den Montafon-Totale-Trail über ca. 30 km und 3100 Höhenmeter in Angriff nehmen. Und weil bei uns in der Gegend die Erhebungen eher spärlich vorkommen, bot sich beim Melibokuslauf eine Woche vor dem großen Spektakel eine gute Gelegenheit für einen letzten Test.
An Ort und Stelle gab es vor mittlerweile vier Jahren auch mein Berglauf-Debüt. Die Mittelstreckenform war hervorragend, an den steilen Bergstücken konnte ich bei den Spezialisten aber lange nicht mithalten. Dennoch eine gute Erfahrung, die vielleicht auch dazu beitrug, dass der Jungfrau-Marathon im September desselben Jahres hervorragend lief. Natürlich fehlten bei diesem Test (10 km mit ~500 hm bzw. 20 km mit ~900 hm) noch einiges an Strecke und sehr viele Höhenmeter, dennoch würde es uns bestimmt gut tun, schon im kürzeren Vorfeld Anstiege im Wettkampftempo zu bewältigen.
Also machten wir uns am Sonntagmorgen in Richtung hessische Bergstraße auf. Trotz einer kurzen Nacht – wir hatten für gestern Abend Karten für die Ehrlich Brothers im Waldstadion gewonnen und die Parksituation war miserabel – waren wir schon zeitig wach: vom Prasseln eines heftigen Regenschauers wurden wir früh geweckt. Für den Melibokuslauf würde das Wetter hoffentlich besser werden. Es wurde nicht! Zwar konnten wir die Startnummern trockenen Fußes holen, schon beim Einlaufen fing es aber an zu Tröpfeln, pünktlich mit dem Startschuss setzte der Starkregen ein: ein Schlamm-Spaß der Extraklasse!
Zeitgleich erfolgte der Start aller drei Läufe (5km waren ebenso im Angebot). Aber was war mit den losstürmenden „Kurzstrecklern“? Was war mit den jungen Wilden? Es gab sie schlicht und einfach nicht, ich fand mich an der Spitze des Feldes wieder. Und das, obwohl ich sehr verhalten anlief, schließlich wusste ich nicht, was mich erwarten würde, auch wenn ich mich dunkel an besagtes Berglaufdebüt erinnerte. Der erste Kilometer war gut zu laufen, der zweite allerdings war schon sehr steil und dauerte, trotz anfänglich großem Elan, mehr als fünf Minuten.
Gefühlt ging es kreuz und quer um und auf den Melibokus, mit vielen Kurven und Ecken, sodass ich zumindest ab und zu zurückblicken konnte, um mich zu vergewissern, dass ich nicht allein durch den nassen Wald rannte. Denn nach vorne war der Blick durchgängig grau-grün – Nebel hatte sich am Melibokus festgesetzt. Ein Nebel, der heftig regnete.
Der viele Regen, nicht nur von heute, sondern ebenso der letzten Wochen, sorgte auch für schwierige Streckenverhältnisse. Noch kurz vor dem Start waren wir vom Streckensprecher darauf hingewiesen worden, dass die Kilometer 12 und 17 besonders schwierig zu laufen sein würden und bitte mit Bedacht angegangen werden sollten. Ansonsten ist die Strecke sehr abwechslungsreich und ohne einen Meter Asphalt: teils nasse Waldwege, auf denen man schnell vorwärtskam, teils Pfade, die sich am Berghang entlangschlängelten. Matschige Kurven, tiefe Pfützen. Und teilweise sehr steil! Das Highlight diesbezüglich war ein Flussbett, dass es nach einer scharfen Linkskurve bei gefühlten 45% Steigung hochzulaufen galt. Aber immer bestens markiert, sodass ich nie unschlüssig ob des Streckenverlaufs war, sowie durchgängig mit Kilometermarkierungen. So wundert es nicht, dass es bereits die 47. Auflage ist. Bei einer tollen Strecke, die gut zu finden ist, kommen die Teilnehmer gerne wieder!
So lief ich also von Beginn an recht einsam durch die Ausläufer des Odenwalds. Es machte Spaß, sich mit Druck auf den schmalen Pfaden dennoch auf jeden Fußaufsatz konzentrieren zu müssen. Dazu kamen ab und zu natürliche Hindernisse in Form von herabhängenden Ästen oder verschieden schlammigen Wegseiten. Und dann tauchten auf einmal zwei Zwerge im Wald auf! Zwei Zwerge, die zu zwei Erwachsenen gehörten, die den ersten Verpflegungsstand betreuten. Die beiden Zwerge hatten Regenjacken mit spitzen Mützen, die wirklich sehr putzig aussahen, als sie endlich ihre Becher anreichen durften. Ich bedankte mich, brauchte aber nichts.
Bevor die „Einsamkeit“ dann zu groß wurde, wurde unsere Strecke wieder mit der 10-km-Strecke zusammengeführt, sodass ich nicht mehr alleine unterwegs war und überholen konnte. Wie es der Zufall wollte, lief ich auch an Svenja vorbei, die sich ganz erstaunt umschaute, als ich rufend von hinten angelaufen kam. Dann teilten sich die Strecken aber wieder.
Immer wieder kamen auch einige Abschnitte, an die ich mich erinnerte. Vom Höhenprofil wusste ich, dass es ca. 13 km hinauf, dann wieder hinunter gehen würde. Nach der 13er-Markierung dauerte es aber noch ein gutes Stück, bevor es wieder abwärts ging. Nach einer Gegensteigung bei km 16 war es dann auch wirklich geschafft. Ich lief eher vorsichtig, weil ich mich alleine wähnte und mich weiterhin auf jeden Schritt zu konzentrieren versuchte. Im Ziel dauerte es dann aber keine Minute, bis die nächsten Läufer angeschossen kamen. Hier wurden bergab noch die Podestplatzierungen ausgetragen – nochmal Glück gehabt!
In der Zusammenfassung ein gelungener Wettkampf und ein schöner Sonntag. Den Melibokuslauf empfehlen wir weiter! Und in einer knappen Woche wagen wir uns dann an die richtigen Berge. Bis dahin ist die Vorfreude weiter gestiegen!
2 Kommentare
Kommentare sind geschlossen.