Crossläufe sind gut für die Kraftausdauer, Crossläufe sind gut für die Koordination, Crossläufe sind gut für die Zähigkeit. Und Crossläufe machen Spaß!
Ich laufe gerne Cross. In einem typischen Crosslauf-Rennen geht es über unterschiedliche Untergründe, also über Wiese, Acker, Waldboden, Sand, Schotter oder ähnliches. Auch geht es über Hindernisse und durch enge Kurven, die dazu zwingen, den Rhythmus immer wieder zu wechseln.
Typisch ist es außerdem für Crossläufe, dass mehrere Runden gelaufen werden. Beträgt die Gesamtdistanz beispielsweise acht Kilometer, könnten vier Runden à etwa zwei Kilometer zu laufen sein. Das eröffnet viele taktische Möglichkeiten, insbesondere, wenn es zwischen gleichstarken Konkurrent/innen zur Sache geht. Bei Crossläufen geht es nämlich nur um die Platzierung, nicht um die Zeit.
Die taktische Herangehensweise
Geht es über vier Runden, kann man die ersten drei dazu nutzen, die „Gegner“ zu lesen. Wo laufen sie stark, wo tun sie sich schwer – und genauso umgekehrt: wo bin ich selbst stark, wo muss ich aufpassen?
Diese Erkenntnisse braucht es dann für die letzte Runde. So weiß man, ob man es riskieren kann, es auf einen Schlussspurt ankommen zu lassen, wo man angreifen könnte und wo man aufpassen muss, um kontern zu können. Ja, auch deshalb machen Crossläufe Spaß, weil die Möglichkeiten mannigfaltig sind.
Weil es allerdings nicht möglich ist, häufiger an Crossläufen teilzunehmen, habe ich eine andere Variante ins Training integriert: Cross-Intervalle. Schon früher hat uns die Bieberer Hunderunde, auf der es zur einen Hälfte durch eine tiefe Wiese, zur anderen über einen verschlungenen Pfad ging, deutlich stärker gemacht. Deswegen geht es jetzt häufiger an den Ebertsberg und die entsprechende Runde. Der große Vorteil dort: die Runde ist profiliert, es geht insbesondere am Ende richtig steil bergauf.
Diese neue Cross-Runde ist ziemlich abwechslungsreich und anspruchsvoll – so gefällt mir das. Sie beginnt mit einer Steigung, die in einen flachen Weg übergeht. Dann geht es links ab und wieder bergab. Nach der nächsten Linkskurve folgt ein flacher Pfad, bevor der letzte Anstieg in den letzten steilen Anstieg übergeht, der jeden definitiv aus der Komfortzone herausholt. Bis hinauf zum Ebertsberg-Gipfel geht es! Der technische Abstieg zwingt in der Pause dann zur aktiven Regeneration.
Der Ebertsberg ist unvorhersehbar
Hier wollte ich mit Johannes nicht nur an unserer Tempohärte arbeiten, sondern außerdem die taktische Herangehensweise für den Wettkampf proben. Bei vier Intervallen, also vier Runden, könnten wir wie im Rennen die ersten drei dazu nutzen, den „Gegner“ zu lesen und sich jeweils die Taktik für die vierte und letzte Runde zurecht zu legen. Entsprechend würde aller Wahrscheinlichkeit nach so auch die letzte Runde die schnellste werden.
Aber es kam natürlich alles anders als geplant. Kaum hatten wir uns mit den freundlichen Waldarbeitern geeinigt, dass wir über die frisch gefällten Bäume springen durften, entdeckten wir die nächste Sperrung: auch den ersten Teil des Schlussanstiegs zierte ein rot-weißes Flatterband. Auf dem nördlichen Teil meiner Runde fand heute eine Treibjagd statt. Da sollte man wohl eher nicht laufen.
Also disponierten wir um. Aus den geplanten etwa zehn Minuten Belastungszeit wurden knackige zweieinhalb. Dafür ging es stetig bergan. Zunächst noch human den Anstieg hinauf, der normalerweise zu Beginn kommt, dann direkt übergehend in den Schlussanstieg, wenn der Pfad rechts ab und steil hinauf zum Gipfel des Ebertsbergs führt.
Dort ist man einfach nur im Hier und Jetzt. Es bleibt kein Platz für andere Gedanken als nur den nächsten Schritt auf dem laubbedeckten Pfad, auf dem man hoffentlich keine Wurzel erwischt, weil man dann nur wegrutscht und an Tempo und Energie verliert.
Aus den Umständen ein gutes Training machen
Nach dem ersten Intervall einigten wir uns auf zwölf Wiederholungen. Gut, dass wir nicht 15 ausmachten, denn obwohl wir nach dem ersten Durchgang noch lachen konnten, wurde es bald mächtig anstrengend. Der Ebertsberg hat es in sich.
Für das Tempo wechselten wir uns nach jedem Durchgang ab. Johannes machte meist schon zu Beginn mächtig Dampf, sodass ich teilweise eine Lücke reißen lassen musste. Dafür konnte ich auf dem kurzen flacheren Part, bevor es rechts auf den Pfad geht, immer wieder aufschließen. Auf dem Pfad hieß es dann immer nur Augen zu und durch. Denn selbst wenn man sich eine Schwäche erlaubte und mit weniger Elan hinaufrannte, wurde es aufgrund der Steigung nicht weniger anstrengend, es dauerte aber länger. Zeit für einen starken Kopf!
Nach dem ersten Intervall (2’24), bei dem noch viel Energie in den Beinen steckte, pendelten wir uns bei recht konstanten 2’28 bis 2’30 ein. Je länger wir liefen, desto weniger wurden die Gespräche in der Pause und desto mehr mussten wir uns konzentrieren, um durchgängig am Drücker zu bleiben.
Nach dem neunten Gipfelsturm schlug Johannes vor, doch nur zehn Wiederholungen zu laufen. Doch ich bestand auf den zwölf. Und das war gut, denn für Nr. 10 und 11 reichte die Energie – und der letzte geht bekanntlich immer.
Außerdem muss der Letzte schneller sein als der Erste. Zum Abschluss war also nochmal voller Einsatz gefragt. Dafür hatte ich mir schon eine Taktik zurechtgelegt. Immerhin hatte ich nicht nur drei Runden, sondern elf Durchgänge Zeit gehabt, den „Gegner“ zu lesen.
Laufen ist Teamsport
Klar war, dass derjenige, der zuerst in den Pfad lief, auch zuerst oben sein würde. Ich durfte also zu Beginn keine Lücke zulassen und musste dann beschleunigen und vorbeiziehen, wenn es diesen Hauch flacher werden würde.
Also blieb ich dran. Unerwarteterweise liefen wir von Beginn an nebeneinander, dann lief ich sogar vorne. Also kein übermäßiges Forcieren zum Ende der Steigung. Dennoch war es flott, die Zwischenzeit konnte ich aber nicht sehen, meine Uhr zeigte den falschen Bildschirm an.
Egal, nochmal so schnell es geht bis zum Gipfel. Das klappte. Der Letzte geht eben immer.
Auf dem Gipfel dann: außer Atem, aber glücklich. Der Letzte war nicht nur schneller, sondern wirklich der Schnellste: 2’21. Jetzt waren die Beine zwar am Ende, dennoch konnten wir uns grinsend abklatschen. Zwölf Mal hatten wir den Ebertsberg bezwungen.
So wurde es ein richtig gutes Training. Für die Beine, für die Form, für den Kopf. Ein hartes Stück Arbeit, das uns aber deutlich vorangebracht hat!
Alleine wäre es etwas anderes gewesen. Teamarbeit zählt auch im Laufsport.
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