Nach einigen Winterlauftrainings und vor allem den Theorieaufgaben des World of O Adventskalenders ging mit dem ersten Lauf der Rhein-Main-Rangliste jetzt auch die offizielle Orientierungslauf-Saison los. Austragungsort war Frankfurt Goldstein, also dort, wo beim Frankfurt-Marathon nach etwa 20 Kilometern die dritte Verpflegungsstelle erreicht wird. Im Unterschied zum Marathon startete man nun zwar mit vollen Energiespeichern, musste dafür aber den richtigen Weg finden. Dieser ging teilweise auch über Asphalt, zum Großteil aber quer durch den Wald, zum Ende dann urban durch den Goldsteiner Park.
Goldstein empfing uns Läufer*innen kalt – mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und scharfen Windböen -, aber schön sonnig. Weil der Wind nicht störte, konnte man von idealen Laufbedingungen sprechen. Man musste sich nur etwas wärmer einpacken als vergangene Woche. Mitten im Wald war der Graupel von gestern teilweise noch nicht geschmolzen, das Herbstlaub war von schneeigem Weiß bedeckt. Durch die Kälte war es im Wald auch nur an einigen wenigen Stellen matschig. Die Empfehlung des Veranstalters, mit Lauf- statt Trailschuhen zu starten, war ein guter Tipp.
Goldstein in zweierlei Blickwinkel
Neuland des Orientierungslaufs in Goldstein war für mich die Wendekarte: die ersten 20 Posten über 6,2 km wurden auf der Karte „Kelsterbacher Terrasse“ im Maßstab 1:7500 gelaufen, dann wurde die Karte gewendet, um die letzten 13 Posten über 1,4 km auf der Karte „Goldsteinpark“ im Maßstab 1:3000 anzuschließen. Im ersten Teil ging es meist quer durch den gut laufbaren Wald zwischen Kelsterbach, Niederrad und dem Frankfurter Flughafen, im zweiten Teil dann – wie der Kartenname vermuten lässt – durch den Goldsteinpark über Wegen und Wiesen.
Los ging es recht entspannt. Jede*r konnte zwischen 9 und 10 Uhr die Startzeit wählen, die ihr oder ihm gerade gelegen kam. Die Auswertung erfolgt sowieso individuell über den Chip, mit dem man jeden Posten loggt. Ich wählte 9:27 Uhr, lief mich kurz ein und schon konnte es losgehen.
Wie immer brauchte ich einen Moment, um mich auf der Karte zurechtzufinden. Zwar lief ich in die richtige Richtung los, in die ich musste, suchte den ersten Posten aber einen Häuserblock zu früh. Zum Glück merkte ich meinen Fehler schnell, fand den Posten und hatte mich jetzt an den Maßstab gewöhnt. Direkt zum zweiten Posten ging es über die Straßenbahnlinie in den Wald hinein.
In den Kelsterbacher Terrassen
Jetzt zahlte sich das Training und die Erfahrung der letzten Wettkämpfe aus. Ich habe zwar weiterhin viel Optimierungsbedarf, tat mir aber schon deutlich leichter als im Königsteiner Wald bei den Hessenmeisterschaften im Oktober. Durch das mittlerweile erarbeitete Selbstbewusstsein ist es auch selbstverständlich geworden, den direkten Weg mitten durch den Wald zu nehmen statt den sicheren, aber deutlich längeren, Umweg über die befestigten Wege. Die erinnerten mich teilweise an den Schwanheimer Volkslauf, wie immer bekam ich die Gegend beim Orientierungslauf aber aus einem völlig neuen Blickwinkel gezeigt. Das ist das Faszinierende an diesem tollen Sport: selbst mitten im Wald genau zu wissen, wo man gerade ist und abhängig vom Untergrund und den Höhenlinien die schnellste Route zu wählen. Durch den offenen Wald zu rennen ist zwar vergleichsweise sehr anstrengend, macht aber richtig Spaß!
Die Posten zwei, drei und vier fand ich zügig und war damit gut im Wettkampf angekommen. Auf der Karte befand ich mich jetzt ganz im Südosten. Der Wald war licht, sah oft aber in alle Blickrichtungen gleich aus. Das war wahrscheinlich einer der Gründe, warum ich mir bei den nächsten Posten – bis auf Nummer sieben – schwertat. Teilweise sah ich vor lauter Bäumen den Wald nicht. Glücklicherweise ging es dann wieder besser. Die Posten zehn und elf fand ich direkt, zu Posten zwölf konnte ich dann doch glatt für ein paar Meter wieder auf einem Weg laufen. Obwohl der Posten hinter einem Baum versteckt war, fand ich ihn auf Anhieb und machte mich direkt auf zu Nummer 13. Auf dem Weg dorthin half mir eine Wiese und einer meiner geliebten Hochsitze für die Orientierung.
Im Vergleich zur Konkurrenz verlor ich dann bei den nächsten beiden Posten wieder an Boden: zu Posten 14 irrte ich mich bei der Einschätzung der Dichte des Waldes und lief zu weit westlich, was mir einen Umweg von etwa 300 m bescherte. Zwar hätte ich mich dadurch sehr sicher an einem Graben zum Posten orientieren können, dieser war aber aufgrund vieler querliegenden Bäume zum Laufen ungeeignet. Anschließend lief ich gleich wieder einen Umweg, weil mir eine Böschung zu steil erschien. Ich zauderte zu oft, bis ich mich schließlich hinabwagte und musste wiederum ein Stück zum Posten zurücklaufen.
Posten 16 war derselbe wie Posten 10, dennoch erkannte ich ihn aus dieser Laufrichtung kaum wieder. Nachdem eine Senke umlaufen und Posten 17 gestempelt war, ging es dann zurück in Richtung Stadt. Hier entschied ich mich absichtlich für einen kleinen Umweg, um auf dem befestigten Weg bei schnellem Schritt gleichzeitig die nächsten Posten planen zu können.
Zurück in Richtung Goldstein
Diese Planung funktionierte nur mittelprächtig. Posten 18 fand ich zwar direkt und wählte auch im Anschluss nicht die schlechteste Route, musste Posten 19 aber doch im Gebüsch suchen. Anschließend ging es in hohem Tempo zu Posten 20, den ich im vollen Schritt stempelte, lief auf der gewendeten Karte aber prompt in eine Sackgasse. Ich hatte mich von einem Pfad verleiten lassen, der schlicht endete.
Schließlich hatte ich es aber doch in den Goldsteinpark geschafft. Dort ging es mächtig hin und her, quer über die Wiesen, Flussbette und Dickichte durchquerend, mal den Park verlassend, um einen Posten im Wohngebiet einzusammeln, dann wieder zurück. Hier verlor ich kaum noch Zeit, teils nur wenige Sekunden, bis es mir im Schlussspurt gelang, mir tatsächlich noch eine Bestzeit zu schnappen. Nach 58:56 Minuten war der Spaß vorbei. Wie bisher nach jedem Orientierungslauf freue ich mich schon jetzt auf den nächsten – in der Hoffnung, mich im Kartenlesen wieder ein klein wenig verbessert zu haben.
Der Überblick
Datum: So, 26. Februar 2023
Ort: Frankfurt Goldstein, Deutschland
Wettkampf: Taunus-Cup Orientierungslauf Etappe Februar RMRL
Distanz: Luftlinie 7,7 km, 32 Posten
Zeit: 58:56 min
Platz: 3
Crew: Levke & Familie
Schuhe: Hoka One One Rincon 3
Ernährung: –