Nie wieder ein Hungerast! Das ist das Versprechen, das uns die Firma Supersapiens mit der angebotenen Glucose-Messung in Echtzeit gibt.

Supersapiens – die Glucose-Messung für den Sport im Test

Nie wieder ein Hungerast! Das ist das Versprechen, das uns die Firma Supersapiens mit der angebotenen Glucose-Messung in Echtzeit gibt. Wer seinen Glucose-Spiegel bzw. die Auswirkungen seiner Ernährung und Aktivitäten darauf kennt, kann Gewohnheiten und Verhalten anpassen, um die wahrgenommene Energie zu steigern, Entzündungen zu reduzieren und Regeneration zu fördern. Mit dem System – oder besser gesagt: den Rückschlüssen, die man aus den Messungen zieht – soll es gelingen, weniger oft müde, erschöpft und unkonzentriert zu sein, auch Heißhunger-Attacken sollen der Vergangenheit angehören. Denn all diese Auswirkungen werden durch unseren Glucosespiegel beeinflusst: Glucosestabilität ist der Schlüssel zu höherer geistiger und körperlicher Leistungsfähigkeit. Außerdem nutzt Eliud Kipchoge die Sensoren von Supersapiens. Gründe genug für einen Produkttest!

Die Glucose-Sensoren von Supersapiens

Der Ursprung der Firma Supersapiens liegt in einer klaren Marktanforderung, die bis dato nicht erfüllt werden konnte. Der heutige Geschäftsführer Phil Southerland litt und leidet an Typ 1 Diabetes. Dennoch wollte er Sport treiben. Genauer gesagt wollte er mit seinem eigenen Profi-Radsportteam mit anderen Typ-1-Diabetes-Athleten zielgerichtet trainieren, ohne Gefahr zu laufen, zu unterzuckern. Live-Daten waren erforderlich, wofür gemeinsam mit Abbott der heute verfügbare Sensor entwickelt wurde.

Die Supersapiens-Sensoren sind nur für Sportler einsetzbar, sie haben mit 55 – 200 mg/dl einen eingeschränkten Messbereich. Ein:e Diabetespatient:in bräuchte einen ähnlichen Sensor, z. B. den Freestyle Libre Sensor, ebenso von Abbott.

Das Langzeit-Ziel von Supersapiens ist es laut eigener Aussage, mehr Aufmerksamkeit für die Glucose-Messung zu erregen, um damit mehr Verständnis für Diabetes-Erkrankte zu bekommen. Es soll mehr Menschen bewusst gemacht werden, dass Nahrung, Laune und Bewegung den Glucose-Spiegel beeinflussen. Mit mehr Verkäufen der Sensoren soll mehr Geld für die Diabetes-Forschung zur Verfügung stehen, außerdem sollen durch höhere Stückzahlen die Verkaufspreise sinken, sodass irgendwann – wenn gewünscht – jede:r Diabetespatient:in Zugang zu live-Werten des eigenen Blutzuckerspiegels hat.

Die ersten Schritte vor dem Test

So viel zu den Hintergründen. Ich war gespannt, welche Werte mir die Sensoren liefern würden. Vier Sensoren hatte ich zum Testen zur Verfügung gestellt bekommen, somit acht Wochen für den Praxistest.

Supersapiens Glucose Sensor am Arm
Der Supersapiens-Sensor am Arm

Bevor es losgehen konnte, waren zwei bis vier Schritte zu absolvieren. Die professionelle Anleitung gibt es hier. Zuallererst wird der Sensor aufgetragen. Dafür gibt es den sogenannten Applikator, den man am Oberarm ansetzt und nach unten drückt. Dadurch wird der Sensor auf den Arm geklebt, während gleichzeitig die Nadel (mit einer Länge von ca. 5 mm) durch die Haut geschossen wird. Meistens ist der Schmerz nur kurz, wenn man allerdings eine ungünstige Stelle erwischt, spürt man die Nadel ab und zu bei Bewegungen. Jeder neue Sensor braucht eine Stunde, um aufzuwärmen, bevor gemessen wird. In dieser Zeit kann die App installiert werden.

Das funktionierte problemlos. Ein paar wenige Angaben, dann konnte der Sensor verbunden werden. Auch das Koppeln funktionierte sofort. Während der kompletten Testphase hatte ich beim Auslesen des Sensors fast nie Probleme, ich hätte mir den Vorgang deutlich schwieriger vorgestellt. Wer die App ausgiebig nutzt, kann sich im Reiter „Lernen“ einiges an Wissen aneignen.

Im dritten Schritt wird der Sensor durch das sogenannte Performance Patch geschützt. Meiner Erfahrung nach braucht es diesen zusätzlichen Schutz nur, wenn die Rückseite des Oberarms stark beansprucht wird, man beispielsweise beim Triathlon einen Neoprenanzug in Eile abstreifen muss. Ab dem zweiten Sensor habe ich mir den Patch für den Alltag gespart. Die Sensoren haben auch so gehalten.

Schließlich kann man im vierten Schritt andere Apps integrieren. Bei mir funktionierte die Verbindung mit Garmin ebenso problemlos wie die vorherigen Schritte. Dadurch wurden mir direkt meine Trainingszeiten angezeigt, ich konnte mir die manuelle Eingabe sparen. Das ist, wenn man es sorgfältig für jede Mahlzeit erledigt, mit etwas Aufwand verbunden.

Leider funktionierte die live-Anzeige nicht mit meiner Uhr. Mit einigen Radcomputern ist die Integration möglich, sodass man bei langen Einheiten auf dem Fahrrad dann Energie zuführen kann, wenn es am meisten Sinn macht.

Die Supersapiens Glucose-Sensoren im Test

Dann konnte es losgehen. Nach der Aufwärmphase des Sensors erschienen die ersten Messwerte auf dem Display: Bei geöffneter App wird jede Minute ein Messwert übertragen. Bei geschlossener oder beispielsweise beim Laufen ohne Handy erfasst der integrierte Speicher weniger Werte und reicht für maximal acht Stunden. Im Normalfall reicht auch die geringere Anzahl an Messwerten, die Kurve sieht nur etwas geglätteter aus. Allerdings hatte ich während langer Läufe hin und wieder Aussetzer. Außerdem ist mir Schlaf sehr wichtig. Für eine ununterbrochene Messung würde ich mir einen größeren Speicher wünschen. So gab es in meiner Aufzeichnung immer wieder Lücken, weil ich abends das Handy abschalte.

Die erste Überraschung kam prompt bei der ersten Mahlzeit. Zum Frühstück esse ich oft Haferflocken mit Kakao. Ab dem ersten Löffel stiegen die Werte rasant, hinauf bis 170 mg/dl!

Die allgemeine Empfehlung von Supersapiens für den Alltag liegt bei 70 – 140 mg/dl. Höhere Werte führen zu Heißhunger und anschließend Müdigkeit, außerdem zu mehr Entzündungshormonen im Organismus. Bei niedrigeren Werten wird das Muskelglycogen nicht vollständig aufgefüllt, wodurch sich die Regeneration verlangsamt.

Für mich erstaunlich war in der Folge weiterhin, dass Süßigkeiten und beispielsweise Nudeln nur moderate Auswirkungen zeigten. Der Blutzuckerspiegel stieg, erreichte aber selbst bei maßlosem Konsum kaum mehr als 160 mg/dl. Ähnliche Ausschläge wie Haferflocken verursachte nur das klassische Brot mit Belag. Dennoch findet einmal mehr der gesunde Menschenverstand Anwendung und kann das Messen überflüssig machen: bei einer ausgewogenen Ernährung mit viel Gemüse steig mein Blutzuckerspiegel nur selten über 110 mg/dl.

Für meinen Alltag habe ich mitgenommen, wie wichtig die Reihenfolge der Nahrungsmittel ist. Fett vor Kohlenhydraten wirkt wahre Wunder. Wenn ich beispielsweise einen Löffel Mandelmus vor meinen Haferflocken oder eine Avocado vor der Brotmahlzeit esse, kann ich mächtig zulangen, ohne dass die 140 mg/dl gerissen werden.

Nach dem Lauf ist vor dem Lauf

Man ist immer Athlet:in, nicht nur während des Sports. Vor dem Lauf bereitet man sich (mental und physisch) darauf vor, während der Einheit absolviert man sein Training und im Anschluss regeneriert man für das nächste Training. Supersapiens verspricht durch die gezielte Ernährung und einen stabilen Blutzuckerspiegel eine schnellere Regeneration und mehr Energie in Alltag und Sport.

Nicht immer korrelierten meine Blutzuckerwerte mit dem Befinden. Gerade am Ende von Einheiten, wenn wirklich einmal die Energie ausging, konnte dies aber sehr gut am vom Supersapiens-Sensor gemessenen Wert abgelesen werden. Oft passiert mir das auf der Rückfahrt mit dem Rad aus dem Büro, wenn der Gegenwind besonders lästig wird. Ein Paradebeispiel für ein Abfallen des Blutzuckerspiegels einhergehend mit der Energie war ein längerer Lauf über 26 km, vor dem ich einen Hafer-Müsliriegel gegessen hatte. Zu Beginn fühlte ich mich bei hohen Werten blendend, hinten raus wurde es unangenehm.

Während des Sports werden seitens Supersapiens übrigens höhere Werte als im Alltag empfohlen. Dann soll der Blutzuckerspiegel zwischen 110 – 180 mg/dl liegen. Bei normalen Dauerläufen lag ich oft im Bereich 100-120 mg/dl und fühlte mich wohl. (Man kann die Bereiche in der App auch individuell anpassen.) Beim 10-km-Rennen in Jügesheim hatte ich hingegen durchgängig sehr hohe Werte und fühlte mich bis zum Ende stark. Hier lohnt sich weiteres – und individuelles – Testen, denke ich.

Fazit zur Supersapiens Glucose-Messung

Die Ernährung, Reisen, unsere Umwelt, die derzeitige Trainingsphase, Höhe und Hormone: sie alle können sich auf die Glukosestabilität auswirken. Um Glucose aus dem Blut zu absorbieren, wird Insulin ausgeschüttet und der Wert sinkt. Wenn wir uns bewegen und Energie brauchen, sorgt umgekehrt Glucagon für das Freiwerden von Glucose. Im Test war es sehr interessant, zu sehen, wie sich Bewegung und Ernährung auf den Blutzuckerspiegel auswirken. Dennoch reicht es im Grunde, mit Sinn und Verstand auszuprobieren, was uns am Wettkampftag genug Energie gibt, um die bestmögliche Leistung abrufen zu können.