Was war das für eine Saison 2019? Wer nach dem drastischen Bericht des diesjährigen Frankfurt Marathons einen enttäuschten Saisonrückblick erwartet, der irrt. Denn natürlich bin ich von diesem letzten Rennen der Saison enttäuscht, dennoch bin ich zufrieden mit 2019. Nicht nur, weil ich einige sehr gute Rennen zeigen konnte, sondern vor allem, weil ich sehr oft viel Spaß beim Laufen hatte. Auch die Marathonvorbereitung zählt dazu. Denn obwohl sehr viel Aufwand dahintersteckt ist es toll, die Früchte der harten Arbeit zu spüren: wenn man beim Tempotraining immer stärker wird, wenn die Dauerläufe wie von selbst immer schneller werden, wenn man nach 30 km immer noch frisch ist. Klar hätte ich auch gerne am Tag X die Früchte geerntet, mit etwas Abstand war die Enttäuschung zwar groß, der Aufwand aber keineswegs umsonst!
In gewisser Weise lässt sich das Marathonlaufen eben doch mit Schrödingers Katze vergleichen. Solange man nicht Eliud Kipchoge heißt ist der Ausgang auf der Königsdistanz immer offen. Und obwohl der Traum weiterhin lebt, wird mir ein Jahr ohne Marathon guttun. In 2017 lief ich Paris und Frankfurt, 2018 dann Düsseldorf und Frankfurt und in diesem Jahr Hamburg und Frankfurt. Das Ziel war vor allem, einmal eine bessere zweite Hälfte zu laufen, was wieder einmal misslang. Marathon kann hart sein, das weiß ich schon lange, und immer bin ich wieder aufgestanden. Eine längere Pause kann da nur gut sein, um dann – vielleicht – doch nochmal einen Versuch zu wagen. Mit allen Chancen und Risiken. Konkrete Pläne gibt es aber noch nicht, und soll es auch erst einmal nicht geben.
Ein Blick zurück
Bevor es um neue Pläne geht, ist sowieso erst einmal Pause angesagt. Eine Saisonpause halte ich für extrem wichtig. Vielleicht werde ich in diesem Jahr sogar länger als drei Wochen nicht laufen. Auch das wird sich noch zeigen.
Lassen wir den Blick erst einmal zurückschweifen: die Saison 2019 begann mit Abenteuern, um aus dem Alltag auszubrechen. Mit einer Nachtwanderung beispielsweise, als wir morgens früh nach Offenbach gingen. Ebenso ging es in der Dunkelheit einmal mitten durch den Wald. Orientierungslauf kann ich jedem einmal empfehlen, der Nacht-OL in Dietzenbach war dazu noch eine besondere Erfahrung.
Außerdem haben wir unsere neuen laufen-hilft!-Shirts vorgestellt und unsere Trainingsplan-Seite herausgebracht. Mittlerweile sind wir weiterhin große Kaffeefans geworden. Die Wirkungen von Koffein im Ausdauersport habe ich in dem Zuge recherchiert.
Jahresstart in Jügesheim
Bis zum Jahreswechsel war das Laufgefühl dann wieder zurück. So richtig ging die neue Saison dann im Januar bei der Jügesheimer Winterlaufserie los. 34’25 waren für den Jahresstart auch ordentlich und machten Lust auf mehr.
Weiter ging es dann mit unserem mittlerweile traditionellen 800-m-Duell. In diesem Jahr lief ich mit Martin aber nicht beim Suppenschüsselcross um die Wette, sondern bei den hessischen Hallenmeisterschaften der Senioren. Knapp hatte ich das Nachsehen, mal sehen, wie die nächste Runde – dann wieder in der Suppenschüssel – ausgeht. Im Anschluss lief ich noch die 3000 m.
Dass die Form dann schon wieder ziemlich gut war, zeigte sich erst bei einem 30er im Rahmen des Ultramarathons in Rodgau sowie beim nächsten Durchgang in Jügesheim. Dort konnte ich mich im Februar auf 33’36 verbessern.
Es folgte dann ein wunderschöner Wochenendausflug ins Rheingau, in den wir den Berglauf „Auf die Platte“ in Wiesbaden integrierten. Der Schlussanstieg hat es dort wirklich in sich. Insbesondere wegen auch sehr vielversprechenden Tempotrainings rechnete ich mir dann eine gute Zeit beim Spiridon Halbmarathon aus, die vorangegangene Erkältung war aber noch nicht zu 100 % überstanden. Einen Tag mehr hätte ich gebraucht.
Schnell wurde es dann aber beim Schnellen Zehner in Rodenbach. Zu schnell wahrscheinlich, denn nach einer Streckenhälfte in 16’21 folgte keine neue Bestmarke, sondern „nur“ eine neue Jahresbestzeit, die meine Siegzeit vom Mainuferlauf 2018 egalisierte: 33’24.
Beim Wasserlauf in Seligenstadt gab es dann beim letzten Test vor dem Hamburg Marathon ein schönes Duell, das ich für mich entscheiden konnte. Auf den letzten 10 km konnte ich viele Meter gut machen und meinen Vorjahressieg wiederholen.
In Hamburg versuchte ich mich dann an einer defensiven Renntaktik. Weil aber aufgrund des suboptimalen Wetters genau dann muskuläre Probleme auftraten, als ich angreifen wollte, schwanden schnell alle Ziele. Es war klar: im Herbst wollte ich aufs Ganze gehen, sodass auch bei leichten Schwierigkeiten noch eine gute Zeit realistisch blieb. Ich träumte sogar von einem Nebenschauplatz beim #breaking2 Projekt, habe aber nie eine Antwort von Nike bekommen. So musste wieder einmal der Frankfurt Marathon herhalten.
Die zweite Saisonhälfte
Im Anschluss an den Hamburg Marathon genossen wir noch ein paar Tage an der Ostsee. Auch danach war im Sommer Zeit für Abenteuer. Im Sommerurlaub waren wir mit dem Camper unterwegs und rannten beispielsweise auf den Schlern oder erkundeten Venedig. Sehr empfehlen können wir auch unsere Mehrtageswanderung auf dem Habichtswaldsteig.
Dazwischen lief es daheim beim Steinberger Volkslauf sehr gut. Auf den altbekannten Wegen hatte ich gute Beine. Auch beim Schwanheimer Pfingstlauf konnte ich am Ende noch zulegen.
Nach dem Sommerurlaub startete dann meine 15-teilige Serie „Road to Frankfurt“, mit der ich wöchentlich von meinem Marathontraining berichtete. Die ersten Stationen waren dabei unser Firmenlauf beim WIKA-Staffelmarathon, bei dem ich die ersten Akzente in Richtung Kraftausdauer setzte, sowie der vermurkste 10er in Hausen.
Die Form zog aber schnell wieder an, schon beim Rieslinglauf im Rahmen unseres zweiten Rheingau-Wochenendes lief es besser. Durch Johannes bekam ich auch den Anstoß, einmal genauer die Chancen und Risiken der E-Autos zu beleuchten.
Im September konnte ich dann nicht nur den Hugenottenlauf zum ersten Mal gewinnen – was aufgrund der schlichten Größe der Veranstaltung ein schöner Erfolg war – sondern wegen des negativ-Splits auch viel Selbstbewusstsein tanken. Jetzt kam die Zeit der starken Trainingseinheiten, die im Wanderurlaub noch von Tagestouren untermauert wurden.
Den Abschluss der Vorbereitungen bildete dann wieder der Mainuferlauf, beim dem ich trotz Alleingang auf nur fünf Sekunden an meine persönliche Bestzeit heranlief. Durch diesen dritten Sieg und den zwei zweiten Plätzen war außerdem der Wiederholungssieg beim Mainlaufcup unter Dach und Fach.
Alles schien bereitet für den Marathon meines Lebens. Die Form und das Selbstbewusstsein waren da, das Rennen, das folgte, dann aber eine Enttäuschung. Schon vorher hatte ich mit Svenja abgesprochen, erst einmal keine Marathonvorbereitung mehr absolvieren, das Ergebnis bestärkte dann den Entschluss. 2020 werde ich keinen Marathon vorbereiten, sondern mich vor allem darauf konzentrieren, meine 10 km Bestzeit zu verbessern.
Und wie immer – ob Marathon oder nur eine kleine Joggingrunde – bleibt es dabei: laufen hilft!
Und noch ein Stück zurück
Wer jetzt noch nicht genug hat: hier ist der Saisonrückblick aus 2018, hier aus 2017, 2016, 2015, 2014, 2013 und 2012.
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