Drei Monate ist es her, dass in Jügesheim am ersten Novembersamstag der Auftakt-Startschuss der diesjährigen Winterlaufserie fiel. Jetzt, am 3. Februar 2024, ist es Zeit für den Frühling: die Tage werden wieder länger, die ersten Sprossen sprießen, so mancher Zugvogel kehrt zurück und nach und nach steigen auch wieder die Temperaturen. Da ist es nur logisch, dass beim Winterlauf zum Serienfinale gerufen wird.
Für mich begann alles mit dem Vorsatz, meine 10-km-Zeit über den Winter nach und nach zu steigern. Was im November mit 35:05 min begann, sollte im Februar zu einer Zeit von unter 34 min führen. War das ambitioniert? Ja, aber es war definitiv machbar! Das Training machte Spaß und ging in die richtige Richtung. Natürlich gab es mit Kleinkind im Winter den ein oder anderen krankheitsbedingten Ausfall, doch ich konnte mich sowohl im Dezember (34:44 min) als auch im Januar (34:25 min) deutlich steigern. Ob beim Serienfinale die 34 Minuten fallen würden?
Gutes Timing und ein Quäntchen Glück
Apropos krankheitsbedingter Ausfall: leider erwischte es uns letzte Woche ein weiteres Mal, diesmal mit einem Magen-Virus (zum Glück ohne Darm!). Das half zwar bei der Gewichtsoptimierung, machte die Kohlenhydratzufuhr allerdings schwierig. Doch ich kam glimpflich davon und konnte den Auftakt am Freitag wie gewohnt laufen. Ich würde es also einfach mal versuchen!
Das einzige, was fehlte, war die Geheimwaffe. Ich wollte noch keinen Kaffee trinken, der den Magen übermäßig strapaziert. Es musste auch so gehen. Immerhin waren diesmal Svenja und Jesper mit an die Strecke gekommen!
Nun kann man es schon Tradition nennen, dass beim Februardurchgang der Rodgauer Winterlaufserie nicht nur sehr schnell gelaufen wird, sondern dass auch die Felder sehr gut besetzt sind. Entsprechend füllte sich auch in diesem Jahr der Parkplatz früher, im Stadion tummelte es sich lebhafter und auf den Waldwegen lief es sich dichter ein. Alles war gerichtet, um beim Serienfinale für einen würdigen Abschluss zu sorgen. Jetzt war mir das Glück hold, denn nicht nur das Wetter passte mit trockenen 10 °C – dazu zwar etwas Wind, aber der wehte zumindest in die richtige Richtung: beim Verlassen des Stadions von vorne, dafür auf dem letzten Kilometer von hinten – vor allem war unter den vielen schnellen Startern auch mein Vereinskamerad Philipp, mit dem ich schon viele erfolgreiche Schlachten geschlagen hatte und der wie ich unter 34 Minuten bleiben wollte.
Auf zum Serienfinale!
Deshalb kam es, wie es kommen musste: pünktlich um 15 Uhr begann der große Sturm auf den Jügesheimer Wald. Und ich natürlich mitten drin. Im dichten Feld lief ich diesmal nicht ganz so aggressiv an wie beim letzten Durchgang, erwischte dafür aber gleich zu Beginn die richtigen Hacken: auch Fabian hatte angekündigt, Richtung 34 Minuten laufen zu wollen. Nach den ersten beiden Kurven war auch Philipp neben mir aufgetaucht. Dennoch war der erste Kilometer mit 3:27 min recht langsam. Um nicht gleich zu Beginn Zeit zu verlieren, drückte ich deutlich mehr – auch, um eine Lücke zu schließen und zwei Mal hintereinander Läufer zu passieren, die bereits langsamer wurden. Das zeigte Früchte: Kilometer zwei liefen wir in ca. 3:20 min, womit wir wieder genau auf Kurs lagen.
Nach der nächsten Kurve war es wieder Philipp, der die Tempoarbeit übernahm. Nach drei Kilometern waren wir weiterhin voll auf Kurs und jetzt bereits auf Verfolgungsjagd: nach und nach würden wir einen Läufer nach dem anderen einsammeln. Mein Ziel war es, möglichst lange locker zu bleiben, um am Ende noch etwas zuzusetzen zu haben.
Während es bei Kilometer vier wieder einmal sehr rosig aussah und sich auch gut anfühlte, sah die Welt bei der Streckenhälfte ganz anders aus. Diese war nach 17:04 min passiert. Jetzt musste sich zeigen, wozu wir auf dem Rückweg noch fähig waren.
Und wieder einmal konnte ich sehr froh sein, Philipp an meiner Seite – bzw. besser gesagt vor mir – zu haben. Denn obwohl es bis Kilometer sechs wieder von vorne blies, zog er das Tempo wie eine Lokomotive weiter durch. Wieder überholten wir einen Läufer, wieder kam der nächste näher. Jetzt mussten wir dran bleiben!
Die lange Gerade zurück zum Stadion
Gerne hätte ich Philipp mehr unterstützt, langsam machte sich die Belastung aber immer deutlicher bemerkbar. Ab Kilometer sieben wurde es richtig hart und mein innerer Monolog wurde sehr monoton.
„Au! Au! Au! Au! Au! Au! Au“
mein innerer Monolog ab Kilometer sieben
Aber langsamer laufen bzw. abreißen lassen wäre noch härter gewesen: entweder wäre jegliches Zeitziel dahin oder aber es täte weiterhin genauso weh, es würde nur länger dauern. Also weiter, wie hundertfach im Training geübt, an Philipps Hacken kleben! Und klar: ich blieb dran. Ich wollte mich selbst mit einer guten Zeit belohnen.
Etwa 500 Meter später musste Philipp dann doch einmal ganz kurz vom Gas gehen. Jetzt war es an mir, das Tempo hochzuhalten, denn die Sekunden schwanden. Zu diesem Zeitpunkt sah alles danach aus, dass wir zwar eine tiefe 34er Zeit schaffen würden, aber nicht darunter würden bleiben können.
Zum Glück fing sich Philipp nicht nur schnell, nach und nach kam auch Nick Vlasak näher, zu dem wir schließlich bei Kilometer neun aufschließen konnten. Noch jemand, der für Tempo sorgen konnte! Doch die Uhr am Handgelenk zeigte bereits 30:39 min, es blieben also gerade mal 3:20 min, um unter 34 Minuten zu bleiben. Und das, obwohl der letzte Kilometer etwas zu lang ist. In diesem Moment hatte ich das hochgesteckte Ziel bereits abgeschrieben, was mich nicht davon abhielt, um jede Sekunde zu kämpfen. Denn eine neue „Papa-Bestzeit“ würde es werden!
Ein würdiges Serienfinale
Endlich war die letzte Kurve erreicht, kurz darauf liefen wir ins Stadion und dort auf die Zielgerade. Nick und Philipp hatte ich wenige Meter ziehen lassen müssen. Und wie sich zeigte, waren das die entscheidenden Meter. Die beiden wurden nämlich mit 33’56 und 33’58 gestoppt, für mich zeigte die Ergebnisliste schließlich 34:00 min.
Pessimisten würden nun sagen, dass eine Sekunde fehle. Ich selbst behaupte, das Ziel exakt erreicht zu haben. Und ich bin überzeugt davon, es beim nächsten Durchgang auch wieder einmal unter 34 Minuten zu schaffen! Geplant ist das nächste Rennen für Anfang April beim Seligenstädter Wasserlauf.
Wie stark einmal mehr das Feld beim Serienfinale der Rodgauer Winterlaufserie besetzt war, zeigte die Ergebnisliste, auf der ich mit meiner Zeit gerade mal auf Rang 20 gelistet wurde. Es war schön, es war hart und die Stimmung im Ziel war klasse. Im Nachgang präsentierte ich erneut meinen Laufkrimi „Schrödingers Kasten“, den jede*r krimilesende*r Läufer*in gelesen haben muss!
Der Überblick
Datum: Sa, 3. Februar 2024
Ort: Jügesheim, Deutschland
Wettkampf: 43. Rodgauer Winterlaufserie
Distanz: 10 km
Zeit: 34:00 min
Platz: 20.
Schuhe: Nike Vaporfly Next % 2
Ernährung: ein Gel vor dem Start
Fotos: Sabine und Volkslaufbilder.de
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