Die größte Wertschätzung einer Leistung ist eine gut durchdachte Kritik – denn nur durch Lob, Fragen und Verbesserungsvorschläge können sich Dinge weiterentwickeln. Unter diesem Motto möchte ich heute die Suunto Ambit 3 Run unter die Lupe nehmen. Eine Laufuhr, mit der ich zufrieden war – und gerne noch länger beim Laufen zur Verfügung hätte. Während mehr als 500 gelaufenen Testkilometern funktionierte sie stets zuverlässig.
Der erste Eindruck
Der erste Eindruck war ganz anders als sich die Uhr im täglichen Umgang zeigte. Denn zunächst machte sie es mir schwer: 4,5 h wollte sie geladen werden, dann dauerte es lange, bis sie sich mit dem Rechner verbunden hatte und dann dauerte auch noch die Softwareaktualisierung ganze 20 Minuten. Mit der App lief es ähnlich, zuerst funktionierte die Verbindung nicht, dann dauerte die Synchronisierung ungewohnt lange. Ich wollte ob der ganzen Umstände schon aufgeben, doch dann zeigte sich, wofür die Uhr wirklich gemacht ist: für die Praxis. Nicht nur beim ersten Lauf funktionierte alles ganz wunderbar – schnelle Verbindung zum Pulsgurt und zu Satelliten, eine zuverlässige und exakte Messung, eine deutliche Anzeige. So muss es sein. Ich wollte der Uhr also doch eine Chance geben. Was ein Glück, im Nachhinein!
Der Test
Es war ein ausführlicher Test: Innerhalb eines Monats legte ich 504 Kilometer mit der Uhr zurück, mit etwas zusätzlichem Indoortraining kamen 38 Trainingsstunden zusammen. Ich denke deshalb, die Uhr gut kennengelernt zu haben.
Insgesamt erscheint die Uhr ob ihrer Größe recht klobig. Dennoch ist sie nicht schwer und in Kombination mit dem Armband angenehm zu tragen. Eine doppelte Fixiermöglichkeit der Armbandlasche sichert die Uhr zuverlässig. Sehr positiv: in der nächsten Version wird die Antenne im Gehäuse integriert, sodass die Ambit 3 auch optisch mehr hermacht.
Startbereit ist die Uhr sehr schnell. Pulsgurt und Satelliten sind innerhalb von 5 Sekunden gefunden. In der Fremde dauert es etwas länger. Der Gurt an sich ist angenehm zu tragen, der Sensor sehr klein und dennoch akkurat. Die Pulsmessung funktionierte bei mir besser als beispielsweise bei Polar. Die Trittfrequenzmessung hatte allerdings einige Aussetzer.
Die bereits angesprochene Größe der Uhr hat den Vorteil, dass alle Informationen sehr gut erkennbar sind. Von der Anordnung her ist mein Eindruck allerdings, dass einiger Platz verschenkt wird. Mit der jetzigen Anzeige könnte der Bildschirm auch kleiner sein.
Eine schöne Spielerei in Bezug zum Display ist das automatische Abschalten: wird die Uhr nicht bewegt, verschwindet die Anzeige. So wird der Akku bei Nichtnutzen der Uhr geschont.
Beim Laufen fällt auf, dass die Uhr sehr zuverlässig misst. Bei den Standardlaufrunden wird die Entfernung korrekt auf hundert Meter genau angezeigt. Bei einem vermessenen 50-km-Lauf wurden 50,4 km gemessen. Auch hier aber wieder die Kritik: zu viel des Guten! Angezeigt wird die Distanz mit zwei Nachkommastellen, was eine Scheingenauigkeit vorgibt.
Nicht geeignet ist die Ambit 3 allerdings für Intervalle. Im Leichtathletik-Modus für die Bahn zeigt sie beispielsweise schon nach 12 Runden (4,8 km) volle 5 Kilometer an. Hier würde ich auch ohne speziellen Modus höhere Genauigkeit fordern. Außerdem sind die Tasten, um beispielsweise Intervalle exakt zu stoppen, zu schwergängig. Die Robustheit, die im Gelände überzeugt, ist hier von Nachteil. Einen dafür hervorragend geeigneten Tap-Screen, wie beispielsweise bei der V800, gibt es nicht.
Wie beim ersten Eindruck beschrieben überzeugt Suunto bei der Datensynchronisation nicht. Zu oft wird keine Verbindung zur Uhr hergestellt oder die Synchronisierung unterbrochen. Außerdem dauert diese sehr lange, bis zu mehreren Minuten. Dennoch kann das Display beispielsweise nicht in der Menüführung, sondern nur in Verbindung mit dem Rechner oder der App konfiguriert werden. Hier besteht Verbesserungsbedarf – entsprechend zeigen sich auch die Bewertungen der Movescount-App. Vorbild bleibt Garmin, denen in der Menüführung und Uploadgeschwindigkeit niemand etwas vormacht. Außerdem – aber das nur am Rande – ist der schwarze Hintergrund mit heller Schrift von Movescount ergonomisch nicht vernünftig.
Der Akku ist, dafür, dass die Uhr lange Ladezeiten von mehreren Stunden benötigt, eher schwach. Bei intensiver Nutzung muss die Ambit 3 häufiger als 1x pro Woche geladen werden. Der Zustand des Akkus ist dafür klar und deutlich in Prozent unter der Uhrzeit angegeben und somit planbar. Allerdings hält er, wenn eine Warnung wärend des Laufens erscheint, nur noch 30 Minuten durch. Das könnte früher kommen.
Uneinsichtig – wie bisher bei allen Herstellern – ist die Berechnung der benötigten Erholungszeit nach dem Training. Bei Suunto werden die einzeln angesetzten Erholungszeiten im Anschluss aufsummiert, werden beispielsweise morgens (7:30 Uhr) lockere 20 km gelaufen (Erholungszeit 19 h) und abends (17 Uhr) nochmals locker 30 Minuten (Erholungszeit 6 h), bleiben 11 h. Bei intensiveren Einheiten verlängert sich die Erholungszeit natürlich, sodass einiges zusammenkommen kann. Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass zum einen Regenerationsläufe (wie die erwähnten 30 min) die Erholungszeit von intensiven Einheiten verkürzen und andererseits die unterschiedlichen Tests der Uhr verknüpft werden. Wird beispielsweise beim Schlaftest eine 100%ige Erholung festgestellt, sollten nicht noch 100 h Erholungszeit auf dem nächsten Display angezeigt werden.
Der angesprochene Schlaftest ist übrigens eine sehr interessante Sache: über die Nacht kann damit der Ruhepuls bestimmt werden.
Zusammenfassung
Positiv finde ich
– die Zuverlässigkeit,
– die schnelle Startbereitschaft und
– das klare Display.
Negativ finde ich
– die schwergängigen Knöpfe (weil für Intervalltraining ungeeignet),
– den eher schwachen Akku,
– die langen Synchronisationszeiten sowie
– die nicht vorhandene Menüführung für Einstellungsmöglichkeiten, bspw. des Displays.
Fazit
Eine zuverlässige Uhr für genau solche, mit denen Suunto wirbt: Abenteurer, die viel und lange im Gelände unterwegs sind. Für andere, die gerne auch genaue Zwischenzeiten nehmen, ist die Uhr ausbaufähig. Sie überzeugt mit hoher Messgenauigkeit und hat deutliches Verbesserungspotential in der Datenübertragung.
Mit der fortschreitenden Entwicklung gleichen sich die „großen“ GPS-Uhren immer mehr, mit vielen Parallelen und immer weniger Alleinstellungsmerkmalen. So zeichnet sich Garmin derzeit vor allem in der Menüführung und beim Upload aus, Polar mit dem Tap-Screen sowie der Messgenauigkeit und Suunto schließlich in der Zuverlässigkeit. Schwierig für uns, wenn wir uns entscheiden müssen!
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