Von Spreu und Weizen

16. Frankfurter Halbmarathon – von Spreu und Weizen

Der Puls rast, die Lunge brennt, die Arme geben den Takt vor. Den Takt für die Beine, die gerade versuchen, einen durchtrainierten Läufer möglichst schnell die Steigung auf der Isenburger Schneise von der Galopprennbahn kommend Richtung Neu-Isenburg hinaufzutragen. Rechts, links, rechts, links – und wieder von vorne. Tap, tap, tap, tap! Gierig saugt das Zwerchfell Luft in die Lungen. Jeder Schritt ist anstrengend, aber auch kraftvoll. Alle Anstrengung hat dabei ein Ziel: aus einem nicht gut laufenden Rennen noch das bestmögliche herauszuholen. Denn hier und jetzt trennt sich spätestens Spreu und Weizen. Hier zählt es. Es ist die Steigung, die nach 14 km Streckenlänge das Finale einläutet. Mit jedem Schritt dem Ziel des Frankfurter Halbmarathons näherkommend.

„Schon hält er die Schaufel in der Hand; er wird Spreu und Weizen trennen und den Weizen in seine Scheune bringen; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.“ – Mt 3,12

 

Auf dem Weg nach Düsseldorf

Es ist Sonntag, der 11. März 2018, Datum des 16. Frankfurter Halbmarathons. Unseres Halbmarathons, weil der Frankfurter nämlich der einzige City-Halbmarathon in Deutschland ist, der komplett ehrenamtlich organisiert wird. Von unserem Verein: Spiridon Frankfurt. Und während ich wie im letzten Jahr am Samstag wieder im Helfercafé mitgeholfen habe, will ich heute die relativ schnelle Strecke nutzen, um eine gute Zeit zu laufen. Schon seit Anfang des Jahres konnte ich sehr viel und gut trainieren und war dementsprechend voller Vorfreude gespannt, was heute möglich sein würde.

Gleichzeitig sind es heute nur noch sieben Wochen bis zu meinem Frühjahrsmarathon in Düsseldorf. Während mich die spezifischen Einheiten in den kommenden Wochen auf Trab halten werden, sollte jetzt bereits eine gute Grundlage gelegt sein. Und die Vorleistungen waren vielversprechend, sowohl bei mir wie auch bei Svenja. Mit einer guten Tagesform sollte einiges möglich sein!

 

Der Frankfurter Halbmarathon

Der Rennmorgen brach um halb sieben bei bereits recht warmen Temperaturen an. 12° C, bewölkt und trocken. Eigentlich perfekte Bedingungen – sogar der Wind hielt sich zurück – wäre es die letzten Wochen nicht so unglaublich kalt gewesen. Der Temperatursprung der letzten Tage war gewaltig. Schon bei meinem kurzen Auftakt am frühen Sonntagmorgen, um die Beine aufzuwecken, wurde mir gut warm. Aber wir würden ja nicht viel anziehen, nachher, wenn es zur Sache gehen würde.

Brötchen zum Frühstück und dann Abfahrt nach Frankfurt. Bei 6000 Startern ist es besser, frühzeitig vor Ort zu sein. Unterwegs sammelten wir noch Thomas ein, der später ein richtig gutes Rennen zeigen würde (knapp 1h28 bei einer Zielsetzung von sub 1h30). An der Commerzbank-Arena angekommen gingen wir erstmal den Vereinskollegen hallo sagen, bevor es dann zum Warmlaufen ging.

Auch hier wieder war ich in bester Gesellschaft. Stephan (1h18’46) und Johannes (1h25’25) würden im Rennen dicke neue Bestzeiten aufstellen! Mein Gefühl war gut, wobei das absolute Wettkampf-Adrenalin noch fehlte. Noch etwas Gynmastik, ABC und Steigerungen, kurz für kleine Langstreckler und dann zum Start. Es konnte losgehen!

 

Von Spreu und Weizen

Dann war es nämlich endlich soweit. 10 Uhr, Start zu unserem Heimrennen. Jetzt würde sich zeigen, was die Beine hergeben. Jetzt würde sich bereits erwähnte Spreu und Weizen trennen. Würde ich zu ersterem zählen und hinten raus die Segel streichen müssen oder sowohl Psyche als auch Physis bis im Stadion zusammenhalten können und ein klasse Rennen zeigen?

Karl bringt mich über die Steigung zur Isenburger Schneise

Weder noch, wie sich schnell zeigen würde. Es lief sich zwar rund, aber nicht so richtig mit Spannung, nicht so richtig mit Druck. Zunächst dachte ich noch, dass es gut sei, nicht allzu schnell loszubrettern. 17’23 für die ersten 5 km waren aber eigentlich schon an der unteren Grenze. Am Main zog dann auch mein bisheriger Laufpartner Sebastian Hauf davon, obwohl er nicht schneller wurde. Spreu und Weizen – heute also Spreu? Ich spielte schon mit dem Gedanken, auszusteigen. Einfach aufhören und auf Svenja warten.

Aber nein! Auch ein nicht gut laufender Wettkampf ist immer noch ein schnelles Training. Hier wird heute durchgezogen!

Diese klare Entscheidung machte die nächsten Kilometer aber auch nicht leichter. Immerhin gab es, nachdem die Kilometer am Main geschafft waren, an der Verpflegung einen Schluck Tee und Wasser über den Kopf. 10 km waren dann nach 35’18 absolviert.

Wettkampfmodus: AN!

Dann hatte ich Glück. Stephan Holesch und Karl Hempel kamen von hinten. Mit Karl hatte ich mir schon öfter bei Mainlaufcup-Rennen Duelle geliefert (2017 z. B. in Hausen und Neu-Isenburg), sodass der Reflex direkt da war: dranbleiben! Das klappte dann auch ziemlich gut. Schnell war mir hin und wieder sogar der ein oder andere Schritt zu langsam.

Während Stephan dann leider nach und nach abreißen lassen musste, brachte mich Karl bis zur bereits zu Beginn erwähnten Steigung. An selbiger tat ich mir dann schwer, ich wollte Karl aber einfach nicht laufen lassen. Eine kleine Lücke musste ich reißen lassen, die ich – endlich oben! – dann schnell wieder schließen konnte. An der Verpflegung gab es zwei große Schluck Cola, die dann im Zusammenspiel mit schier nie enden wollenden Anfeuerungsrufen von allen Seiten den Hebel endlich umlegten: der Kampfgeist war wieder da und der Schritt endlich wieder lang!

Jetzt war ich es, der vorneweg lief. Karl ließ sich zwar nicht abschütteln, das tat mir aber gut, so wurde ich weiter nach vorne getrieben, und die vor uns laufenden kamen Stück für Stück näher. Die Kilometerzeiten wurden wieder deutlich schneller. Von über 3’40 in Sachsenhausen zu guten 3’30 auf der Isenburger Schneise bis schließlich zu 3’25 auf der Otto-Fleck-Schneise. Geht doch!

Das Ziel war dennoch willkommen. Erst ganz am Ende, schon auf den letzten 500 m, konnte ich Karl schließlich ein paar Sekunden abnehmen. 1h15’15 gehen dann im Ziel in Ordnung. Ein Rennen, das ich fast hergeschenkt hätte, also gerade noch gerettet. Das gute Finish zeigt, dass es bei besserer Tagesform schneller hätte gehen müssen. Die Form ist also zwar gut, aber noch nicht so gut, dass sie konstant abgerufen werden kann. Das ist jetzt die Aufgabe für die nächsten Wochen!

Auch bei Svenja eher Spreu

Für Svenja sollte der Frankfurter Halbmarathon eigentlich das Frühjahrshighlight werden. Das Training verlief vielversprechend, mit guten Wochenkilometerumfängen und stabilen langen Läufen.

Auch bei ihr lief es früh aber auch nicht so leicht, wie es eigentlich müsste. Vielleicht war es doch zu warm? Schnell standen nämlich Schweißperlen auf der Stirn, obwohl das Tempo bis zur Hälfte passte. Dann aber kamen Rückenbeschwerden auf und wie bei mir halfen nur die vielen Anfeuerungsrufe. Schließlich im Ziel konnte es gar nicht genug zu trinken geben und das Stück Kuchen war bedingungslos. Das nächste Mal rollt es dann wieder besser!

 

Der Überblick
Datum: So, 11. März 2018
Ort: Frankfurt am Main, Deutschland
Wettkampf: Frankfurter Halbmarathon
Distanz: 21,0975 km
Zeit Svenja: 1h46’01
Platz Svenja: 167.
Zeit Markus: 1h15’15
Platz Markus: 17.
Crew: Regina & Roland, Lars, Sabrina, Levke & Mieke, Brigitte & Klaus, Martin, Kathrin & Paula sowie alle Spiridonis
Schuhe: adidas adizero adios Boost 3
Ernährung: Tee bei km 10, Cola bei km 15 und 17
Fotos: Lars, Papa und Martin