Manchmal, wenn es zu bestimmten Wettkämpfen geht, merke ich, wie lange ich schon dabei bin. Wie lange ich schon Läufer bin. Weil ich manche Wettkämpfe nämlich gefühlt schon ewig kenne. Der Seligenstädter Wasserlauf ist einer dieser Läufe. Es war 2006, als ich mich mit meinem Kumpel Martin dazu entschied, dass wir Marathon laufen wollen. Und der erste lange Vorbereitungslauf war damals eben genau dieser 25-km-Lauf, den ich auch heute wieder in Angriff nehmen wollte.
Vor zehn Jahren waren wir ziemlich stolz auf uns, dass wir die Strecke problemlos in knapp zwei Stunden bewältigt hatten. Zu Recht, insbesondere deshalb, weil wir unser Tempo auf dem letzten Fünfkilometerabschnitt deutlich steigern konnten. Und drei Jahre ist es schon her, dass ich bei einem Trainingslauf deutlich schneller unterwegs war. Wieder mit dem schnellsten Abschnitt am Ende.
Und heute, bei meinem dritten Start in Seligenstadt, wieder auf derselben Strecke, wollte ich noch schneller sein. Nach einem Halbmarathon, der nicht lief wie erhofft, wollte ich vor allem mir selbst zeigen, dass ich gut trainiert hatte. Ich wollte meine Bestzeit (1:28:23 h), aufgestellt beim letztjährigen Jügesheimer Osterlauf, unterbieten. 3’30/km sollten möglich sein!
Das Wetter zumindest meinte es gut mit uns Läufern. Schon die Woche über und vor allem am herrlichen gestrigen Samstag kündigt sich endlich der Frühling auch mit wärmeren Temperaturen an. Bei wärmendem Sonnenschein, fröhlichem Vogelgezwitscher und blühenden Hecken läuft es sich doch gleich viel leichter. Besonders hier in Seligenstadt kann man die Frühlingsboten genießen, denn es geht nur am Main entlang – auf dem Fahrradweg, völlig autofrei.
Auch die „Anreise“ klappte völlig problemlos: Von uns aus sind es mit dem Auto keine zwanzig Minuten. Die Parkplatzsuche gestaltete sich problemlos, direkt an der Halle waren noch Plätze im Parkhaus frei. Und um die Vorbereitungen abzurunden, bekam ich als LaufReporter auch noch einen Freistart. Den perfekten Lauftag hatte ich also selbst in der Hand: es fehlte „nur“ noch ein gutes Rennen.
Was aber nicht allzu einfach wurde. 25 km sind lang. Zunächst ging es aber zügig los. Pünktlich um 9:15 Uhr wurden wir auf die Reise geschickt. Noch am Start hatte ich mich mit Karsten Fischer und Marc Scheuring unterhalten, wie wir denn anlaufen. Auch Marc hatte 3’30/km vor, das war also abgemacht. Zur ersten Kilometermarkierung trieb uns Marc allerdings in 3:20 min, nahm dann aber etwas raus. Nach drei Kilometern hatten wir uns sortiert: Ayele, der spätere Sieger, war davongezogen, dahinter wechselten wir uns – wie spontan von Karsten vorgeschlagen – in der Führungsarbeit ab. Wir, das hieß Marc, Karsten und ich. Der Vierte unserer Gruppe, Tomi Halme, blieb immer hinten. Zunächst dachte ich, er könne schon nicht mehr, schnell war aber klar, dass er sich wohl einfach nur schonen wollte. Bis zum Ende ließ er sich ziehen!
Bis fünf Kilometer waren wir gut auf Kurs: 17’31, trotz leichtem Gegenwind. Dann kamen bis zum Wendepunkt einige kleinere Steigungen, die leider schon dazu führten, dass Marc abreißen lassen musste. Ab dem ersten Wendepunkt bei km 7,5 wechselte ich mich somit nur mit Karsten ab. Auch bei mir lief es heute aber wieder nicht optimal. Die Anstrengung kam wie in Wellen. Mal war das Tempo sehr leicht zu laufen, dann war es wieder richtig anstrengend. Ich versuchte es einfach laufen zu lassen. Die 10 km passierten wir in 35’09. Weiterhin mit wechselnder gefühlter Anstrengung ging es jetzt also zurück zum Start, wo ich bei der dritten Verpflegung zum Tee griff, um dem Körper vorzumachen, Kohlenhydrate stünden weiterhin massenweise zur Verfügung. Auf dem dritten Abschnitt waren wir mit 17’33 wieder etwas schneller, Tomi hing weiterhin an unseren Hacken.
Nur noch zehn Kilometer! Das müsste sich doch machen lassen. Der Hinweg zum zweiten und letzten Wendepunkt ging auch noch, wieder versorgte ich mich mit Tee und dachte bei Kilometer 18, dass wir unseren Mitläufer wohl endlich los seien, weil er eine kleine Lücke entstehen ließ. Nach 17’40 für die letzten fünf Kilometer waren wir dann beim letzten Wendepunkt, somit bei km 20, und mir wurde klar, dass ich nicht wie bei meinen ersten beiden Rennen hier in Seligenstadt den letzten Abschnitt würde schneller laufen können. Nach 21 Kilometern lief mir Karsten davon, kurz danach zog Tomi an mir vorbei und schloss zu Karsten auf. Ich konnte nicht mehr, ich wurde langsamer.
Aber sie kamen, die nächsten Markierungen und ich versuchte, so sauber wie möglich ins Ziel zu kommen. 18’22 belegen den deutlichen Geschwindigkeitsverlust, bleiben aber noch im Rahmen. Damit war die Bestzeit verspielt, und 1:28:43 h reichten heute „nur“ für Platz vier.
Dafür war es im Ziel umso schöner: bei herrlichem Sonnenschein fror man nicht sofort und konnte noch gemütlich die angebotenen Getränke genießen (beim Wasserlauf gibt es nicht nur Wasser 😉 ), bevor sich umgezogen werden musste. Mal sehen, ob ich beim nächsten Rennen mal wieder einen richtig guten Tag erwische. Irgendwann klappt es wieder und laufen hilft!
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